Langenhagen. Was tun, wenn man wegen Corona nicht so viel mit Freunden spielen kann? Für den achtjährigen Henri war das jetzt in den Herbstferien kein Problem. Er hat sich die Zeit mit einer Mausefalle vertrieben. Genauer gesagt damit, wie er mithilfe der Mausefalle ein kleinen Wagen antreiben kann. Die Herausforderung dabei war: Eine Bauanleitung für das wundersame Gefährt war nicht in dem Tüftelpaket, das Henri für die Ferien geschenkt bekam.

Wie Henri wurden neun weitere Kinder von Mitarbeitern der Firma MTU Maintenance in Langenhagen beschenkt. Für alle kleinen Erfinder gab es zudem an jedem Ferientag eine Tüftelsprechstunde im Internet, wo sie Experten Fragen stellen konnten und Tipps erhielten.

60 kindgerechte Kreativsets hat die vom Arbeitgeberverband gegründete Stiftung NiedersachsenMetall bei ihrer Aktion „#Ferien zu Hause“ Mitarbeiterkindern von sechs Mitgliedsbetrieben überreicht. Mit Projekten wie diesem will die Stiftung jungen Leuten Lust auf Technik machen.

Sie hat dabei vor allem Schülerinnen und Schüler im Blick und denkt langfristig: Wer sich früh für Naturwissenschaften und Technik begeistert, wählt auf diesen Gebieten womöglich auch seinen Ausbildungsberuf.

Fast 70 Prozent der Unternehmen wollen ihr Ausbildungsniveau im kommenden Jahr halten

Trotz Corona steht die Nachwuchssuche bei den Unternehmen hoch im Kurs. Das bestätigen aktuelle Umfragen der Verbände NiedersachsenMetall und Gesamtmetall. Danach planen 69 Prozent der Unternehmen, ihr Ausbildungsniveau im nächsten Jahr zu halten, 9 Prozent der Firmen streben sogar eine Erhöhung an. Von den Betrieben, die weniger ausbilden, nennen drei Fünftel die Corona-Krise als Grund, zwei Fünftel führen den anstehenden Strukturwandel an. Nach wie vor beklagt allerdings auch eine ganze Reihe von Firmen, nicht genügend geeignete Wettbewerber für ihre Lehrstellen zu finden. 

„In den nächsten Jahren werden von den Unternehmen Tausende gut ausgebildete Fachkräfte gesucht werden“, sagt Hauptgeschäftsführer Volker Schmidt. Mit einer Berufsausbildung in der Metall- und Elektro-Industrie haben Jugendliche beste Chancen. Wer noch im laufenden Ausbildungsjahr loslegen möchte, für den ist das noch bis Jahresende problemlos möglich.

Wer jetzt noch in die Ausbildung einsteigen will, hat durchaus Chancen

Denn die Ausbildungszeit, die zu Anfang der Lehre verpasst wurde, muss nicht zwangsläufig nachgeholt werden. Voraussetzung ist, dass alle in der Ausbildungsordnung vorgeschriebenen Lerninhalte noch vermittelt oder gelernt werden können.

Wer jetzt noch einsteigen will, hat wegen der Pandemie durchaus Chancen. Denn Berufsmessen, Tage der offenen Tür in Betrieben oder Schulevents fanden kaum statt. Der Start ins neue Ausbildungsjahr kam nur schleppend in Gang. Auch besetzten manche Betriebe ihre Ausbildungsplätze nur zögernd, weil sie die wirtschaftliche Entwicklung abwarten wollten, vermutet Arbeitgeberchef Schmidt.

Bei einem Flugtag wurden selbst gebaute Drohnen getestet

Die Technik-Lustmacher von der Stiftung NiedersachsenMetall lassen deshalb auch in Corona-Zeiten nicht damit nach, Schülerinnen und Schüler anzusprechen. „Wir wollen zeigen, dass Technik nicht nur Spaß macht, sondern auch spannend ist“, sagt Projektkoordinator Ulrich Rode aus Braunschweig. Er hatte zusammen mit dem Zentrum für additive Fertigung der Ostfalia Hochschule in Wolfenbüttel den Ferienworkshop „Out of the box“ entwickelt.

Bei diesem Projekt bekamen zehn Schüler in den Sommerferien eine Bastelbox, die die Komponenten für eine ferngesteuerte Mini-Drohne enthielt. In einem Online-Workshop zeigten ihnen Experten, wie sie mit einer CAD-Software einen Tragrahmen für die Drohne konstruieren und dann mit einem 3-D-Drucker produzieren. Jetzt im Herbst trafen sich die jungen Tüftler zu einem gemeinsamen Flugtag an der Ostfalia Hochschule und ließen ihre Drohnen Marke Eigenbau in die Luft steigen.

    Die Stiftung

    • Seit 2003 fördert die Stiftung NiedersachsenMetall die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.
    • Ihr Engagement reicht von der Frühförderung von Grundschulkindern bis zum Berufs- oder Studieneinstieg von Schulabgängern.
    • Die Stiftung hat landesweit Kooperationsnetzwerke initiiert. Sie bringt über 360 Partner aus Schule, Wirtschaft und Hochschule zusammen. 

    Fachkräftemangel

    In MINT-Berufen, also in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik

    • 153.000 MINT-Arbeitskräfte gab es im April 2020 zu wenig.
    • 73.000 Menschen fehlten in Expertenberufen.
    • 48.000 Personen waren es mit Facharbeiterqualifikation.
    Werner Fricke
    Autor

    Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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