Sind Sie schon einmal in einer Rikscha gefahren? Mein Name ist Wolfgang Wilke, und sollten Sie die Chemische Fabrik Budenheim bei Mainz besuchen, könnte ich Sie auf dem Werkgelände herumfahren – sofern mir mein Beruf als Haustechniker dafür die Zeit lässt. Ich bin 58 Jahre alt und schon über 40 Jahre im Werk, davon 35 als Industriemechaniker.

Heute bin ich für Reparaturen zuständig, von der Berieselungsanlage über klemmende Türen bis hin zur defekten Pumpe. Und für drei Werk-Rikschas mit Elektroantrieb. Budenheim ist Experte für Spezialchemie. Unsere gut 1.000 Produkte, die wir hier mit 850 Mitarbeitern herstellen, stecken in technischen Anwendungen, Lebensmitteln und Medikamenten. Wir arbeiten kollegial miteinander, haben viel Eigenverantwortung und helfen uns gerne. Die ersten Aufträge des Tages bekomme ich meist vom Pförtner. Der sagt mir gleich um sechs Uhr früh, was zu tun ist – wie nach starkem Regen einen Keller trocknen oder eine Klimaanlage in Gang bringen.

Tägliche Kontrolle

Die tägliche Inspektion von Heizung, Lüftung und Klimaanlage gehört zur Routine.

Die tägliche Inspektion von Heizung, Lüftung und Klimaanlage gehört fest zur Routine. Alles muss funktionieren, sonst gibt es oben in den Laboren ein Problem. Ich kontrolliere Parameter wie Druck und Temperatur, fülle Wasser nach und repariere, was nicht rundläuft. Dazu muss ich die Isolierungen ab- und anbauen.

Stets im Einsatz

Stets im Einsatz: Das Handy hat Wilke immer parat.

Die meisten Aufträge erhalte ich telefonisch, deshalb habe ich das Handy und mein altmodisches Notizbuch immer dabei. Das Handy steckt in der Halterung meiner Orthese, die ich eigens gebaut habe. Seit ein paar Jahren habe ich ein künstliches Kniegelenk. Als Schlosser war es für mich selbstverständlich, meinem Knie selber den optimalen Halt zu geben und die Stütze möglichst perfekt auszurüsten.

Auf Zwischentöne achten

Wolfgang Wilke achtet im Umgang mit Kollegen auf Zwischentöne – wie hier im Gespräch mit Architektin Denise Kerz.

Ich lege viel Wert darauf, die Menschen zu verstehen und auf die Zwischentöne zu achten, wie hier mit Architektin Denise Kerz. Früher war meine Wahrnehmung eher schwarz-weiß, heute bemerke ich auch die Grautöne. Das habe ich in einer Fortbildung gelernt. Überhaupt lerne ich gerne dazu, besonders fachliche Dinge wie Elektrotechnik.

Reparatur in der Werkstatt

In seiner Werkstatt repariert der Haustechniker zum Beispiel ein Manometer.

Ich bin so lange hier, da kenne ich quasi jede Maschine persönlich mit Vor- und Zunamen. Wenn etwas defekt ist, baue ich es aus und repariere es in meiner Werkstatt. Zum Beispiel dieses Manometer, ein Druckmessgerät. Rohrzange und Schraubenschlüssel habe ich immer dabei. Manchmal reicht es aber schon, die Teile gründlich mit einer Drahtbürste zu reinigen.

Recherche am Computer

Am Computer recherchiert Wolfgang Wilke nach Ersatzteilen oder kniffeligen Handwerksarbeiten.

Am PC in meinem Büro, das auch die Werkstatt ist, schaue ich im Internet nach Ersatzteilen oder recherchiere knifflige Handwerksarbeiten. Auf dem Schreibtisch liegt als Unterlage der Rasen eines Tipp-Kicks. Das signalisiert mir: Spielfeld immer freihalten! Dabei bin ich kein Fußball-Fan, sondern begeisterter Motorradfahrer – früher die Harley, jetzt ein Modell mit Beiwagen. Damit bin ich umgerechnet schon viermal um die Erde gefahren.

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Sabine Latorre
Leiterin aktiv-Redaktion Rhein-Main

Dr. Sabine Latorre ist spezialisiert auf Themen aus der Chemie- und Pharma-Industrie. Sie liebt es, komplizierte Zusammenhänge einfach darzustellen – so schon vor ihrer Zeit bei aktiv als Lehrerin sowie als Redakteurin für die Uniklinik Heidelberg und bei „BILD“. Nebenbei schreibt sie naturwissenschaftliche Sachbücher für Kitas und Schulen. Privat reizen sie Reisen sowie handwerkliche und sportliche Herausforderungen.

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