Gronau. Beinahe haushoch türmen sich die gepressten Stoffballen beim Textilrecycler Altex in Gronau. Und was passiert damit? Sie werden zerschnitten, zerrissen, zerkleinert – bis nur Fasern übrig bleiben! Letztlich finden sich diese etwa als Dämmstoffe in Haushaltsgeräten oder in technischen Nadelvliesen für die Automobil-Industrie wieder.

Sammeln, bearbeiten, einer neuen Nutzung zuführen. „Aktuell wird in den Medien oft über das Thema Nachhaltigkeit, ‚cradle to cradle‘ berichtet, also vom Ursprung zum Ursprung. Wir praktizieren die nachhaltige Kreislaufwirtschaft schon seit über 80 Jahren“, sagt Dania Stienemann.

Zwei Unternehmen: Das eine ist Rohstoffquelle fürs andere

Sie trägt gemeinsam mit Dirk Tunney und ihrem Bruder Nico Karsten die Verantwortung im Unternehmen. Zum Familienunternehmen gehören zwei Betriebe, beide mit Sitz in der westfälischen Kleinstadt – und mit insgesamt 260 Beschäftigten. Beide sind eng verbunden. Altex Textil Recycling kauft und verwertet Alttextilien, die zum Teil beim Schwesterunternehmen weiterverarbeitet werden: So ist die eine Firma sicherer Rohstoff-Lieferant für die andere. Altex spiele seine Stärken dabei voll aus, sagen die Geschäftsführer Nico Karsten Stienemann (Altex Textil Recycling) und Dirk Tunney (Altex Gronauer Filz). Stienemann: „Ob Naturfasern oder künstliche Materialien, wir können die Stoffe genau so mischen, wie der Kunde es wünscht.“

Dämmung für Reitplätze 

Altkleider, Industrieabfälle, Gewebe – alles, was aus Abfällen oder Produktionsresten verfügbar ist, wird sinnvoll wiederverwendet. So bietet die  Altex Gronauer Filz etwa Nadelvliese mit Fasern aus recycelten Sicherheitsgurten an. Das Material kehrt sogar an seinen ursprünglichen Einsatzort zurück. In Form gepresst, dient es als schallschluckende Schale in Pkw-Radkästen oder als Kofferraumverkleidung. Und aus den Resten der Produktion für Reifen lösen die Spezialisten Viskosefäden für die Putzlappen-Produktion.

„Ein Schwerpunkt bei uns ist der Reitplatzbau“, sagt Stienemann. Dort verbergen sich Textilfetzen im Sand, made in Gronau: „Etwa vier Kilo werden pro Quadratmeter zugemischt.“ Die textile Polsterung hat eine federnde Wirkung und speichert Feuchtigkeit.

Rund 3.000 Tonnen davon liefert Altex pro Jahr - übrigens nicht nur ins pferdeverliebte westfälische Umland, sondern weltweit.

Anja van Marwick-Ebner
aktiv-Redakteurin

Anja van Marwick-Ebner ist die aktiv-Expertin für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie. Sie berichtet vor allem aus deren Betrieben sowie über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Nach der Ausbildung zur Steuerfachgehilfin studierte sie VWL und volontierte unter anderem bei der „Deutschen Handwerks Zeitung“. Den Weg von ihrem Wohnort Leverkusen zur aktiv-Redaktion in Köln reitet sie am liebsten auf ihrem Steckenpferd: einem E-Bike.

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