München. Stich für Stich zum Sieg. Schafkopfen ist ein Stück urbayerische Kultur. Das gesellige Kartenspiel wurde im 15. Jahrhundert erfunden – vor Skat und Doppelkopf. Pate stand beim Namen nicht das wollige Tier, sondern der Ablageplatz der Karten. Sie landeten früher auf dem „Kopf“ oder Deckel von Fässern, den sogenannten „Schaffen“.

Der „Erdbeer-Schorsch“ ist mit im Spiel

Später wechselte man ins Wirtshaus, auch heute noch ein beliebter Spielort. Da Stammtisch-Runden während der Corona-Pandemie lange nicht möglich waren, suchten Schafkopf-Fans ihr Glück im Internet. Dort finden nicht nur Fortgeschrittene gewiefte Mit- und Gegenspieler. Auch Neulinge können mit digitaler Unterstützung erste Partien spielen und sich verbessern. Praktisch: Den Part des vierten Spielers übernimmt bei Bedarf ein Computer, so klafft in der Runde keine Lücke.

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  • Das Bayerische Blatt mit 32 Karten und den vier „Farben“ Eichel, Gras, Herz sowie Schelle kommt zum Einsatz. Die sonst üblichen Damen heißen darin „Ober“, die Buben „Unter“. Die Asse betitelt man als „Säue“. Derbe Sprüche gehören nun mal dazu, ebenso wie besondere Begriffe wie „der Oide“ (gemeint ist der Eichel-Ober) oder der „Erdbeer-Schorsch“ (Herz-Ober).
  • Original Wirtshausdekor bietet die Gemeinschaft sauspiel.de, gegründet 2007 von Exil-Bayern in Berlin. Die Figuren tragen Dirndl oder Lederhose. Im Lockdown stieg die Mitgliederzahl auf 780.000 weltweit. Je nach Kenntnisstand geht es online in die Zockerstub’n, ins Vereinsheim oder auf die Ehrentribüne.
  • Anfängern erleichtert isar-interactive den Einstieg. Die App schlägt Taktiken vor und zählt bei jedem Stich die Punkte (Augen) mit. Trumpfkarten sind markiert, zu Übungszwecken darf man gar ins Blatt anderer Spieler spicken, kann Züge wiederholen. Auch auf schafkopf-palast.de können sich Laien schlaumachen oder mit schafkopf-app.de aus Augsburg. In drei Schwierigkeitsstufen lässt es sich da üben.
  • Fußball-Fans gucken auf Youtube, wie Thomas Müller das kultige Kartenspiel erklärt, das früher im Tourbus des FC Bayern für Stimmung sorgte. Weil es heute nur noch wenige Kicker beherrschen, holte der Torjäger ehemalige Bayern-Spieler zu einer spaßigen Erklär-Partie an den Kartentisch. ao5.de/schafkopf
  • Die Münchner Schafkopfschule pflegt das Brauchtum ebenfalls. In Corona-Zeiten mussten Kurse und Turniere zwar ausfallen. Auf schafkopfschule.de finden sich jedoch jede Menge Rat und Schmankerl bis hin zu wissenschaftlichem Lesestoff, beispielsweise zur Wahrscheinlichkeitsrechnung beim Schafkopfspiel – denn wer will schließlich nicht gewinnen?!
Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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