München. Was tun mit den Gemüseresten vom Kochen? Ab in die Tonne damit? Das muss nicht immer sein. Denn aus manchen Resten wächst noch was. Daraus kann man durch Stecklinge wieder neues Gemüse ziehen. Keine schlechte Idee in Zeiten, wo ständig alles teurer wird.

„Regrowing“ nennt man dieses Neuziehen. „Und das hat sich zu einem Trend entwickelt“, berichtet Gartenexperte und Unternehmer Felix Lill. Zusammen mit Melissa Raupach hat er in einem Buch beschrieben, wie man Gemüsereste endlos nachwachsen lassen kann („Regrow your veggies“).

Regrowing ist bei vielen Pflanzen möglich

Es geht ganz einfach: Salatstrünke oder Reste von Frühlingszwiebeln in Wasser stellen, das Nass am besten täglich wechseln und warten, bis sich Wurzeln bilden. Dann ist es Zeit, den Strunk vom Wasser in einen Topf mit Erde zu setzen. Nach kurzer Zeit bilden sich dann schon neue Salatblätter.

„Regrowing ist bei vielen Pflanzen möglich“, erklärt Lill. „Neben Kräutern funktioniert es auch bei einigen anderen Gemüsearten.“ Es klappt überall da, wo sich Pflanzen vegetativ, also über Zellteilung, vermehren. Zum Beispiel bei Zwiebeln, Karotten und Möhren, Stangensellerie, Kohlrabi, Pastinaken oder Rettich. Fürs Regrowing nicht geeignet sind dagegen verschiedene Arten Fruchtgemüse, wo die Blüten von Bienen befruchtet werden müssen, um zu wachsen. Dazu zählen beispielsweise Zucchini, Paprika, Gurken, Erbsen, Linsen oder Bohnen.

Mit Regrowing kann man auch ohne Garten und Balkon Natur hautnah erleben

Was der Hobbygärtner noch beachten sollte: Die etwa vier Zentimeter langen Stecklinge im Glas gehören auf eine helle Fensterbank. Das Wasser muss regelmäßig erneuert werden, damit es nicht zu faulen beginnt. Und fürs Eintopfen bietet sich Anzuchterde an. Im Prinzip ist alles ganz einfach.

Wer es genau wissen will: Im Internet gibt es jede Menge Tipps, auf Garten- und Wohnportalen, bei Krankenkassen oder etwa der Naturschutzjugend in Bayern. Klar, geht es doch auch um ökologisches Handeln und nachhaltiges Erzeugen von Lebensmitteln. Buchautor Lill sieht die Ursachen für den Trend ähnlich: „Vielleicht liegt es daran, dass immer mehr Menschen die Natur in ihrem Leben vermissen. Wenn man dann keinen Garten oder Balkon hat, ist das Regrowing einfach optimal. Man braucht nicht viel anzuschaffen, und es macht Spaß zu sehen, wie aus Resten Neues wächst.“

Münchner Start-up hat App für Pflanzenfreunde entwickelt

2017 hat Lill übrigens mit Gleichgesinnten in München das Start-up Plantura gegründet, das Pflanzen, Dünger, Nützlinge und Saatgut für nachhaltiges Gärtnern vertreibt. Die Firma hat auch eine kostenfreie App für Pflanzenfreunde entwickelt.

Noch ein Tipp des Experten: „Das Kraut von Karotten lässt sich prima für Smoothies oder als Salatbeigabe verwenden.“ Beim Putzen den oberen Rand der Möhre bei etwa zwei Zentimeter Länge abschneiden, so ins Wasser stellen, dass der grüne Ring aus dem Wasser ragt, und wachsen lassen. Guten Appetit!