Altena. An eine Psychologin hatte man bei Lüling nicht gedacht, als das Unternehmen vor fünf Jahren jemanden für die Personalabteilung suchte. Mit Sandra Poppek konnte sich im Bewerbungsverfahren aber eine durchsetzen. Und Geschäftsführer Fabian Schmidt ist überzeugt, dass die Entscheidung richtig war: „Sie geht mit einem anderen Blick dran.“

Das Stahldrahtwerk in Altena hat die Stelle mit dem Schwerpunkt Personal- und Organisationsentwicklung damals neu geschaffen. „Bis dahin ging es beim Personal vor allem um Finanzen und Abrechnung, vielleicht noch um die Bewilligung einer Fortbildung“, erinnert sich Schmidt.

In der Geschäftsführung setzte sich das Bewusstsein durch, dass das nicht mehr reicht: „Wir wollten das anders aufstellen und eine Strategie für uns entwickeln.“

Die Firma Fr. u. H. Lüling hat in Altena und Iserlohn 135 Mitarbeiter – also einer der typischen kleinen Mittelständler, bei denen die Personalarbeit oft noch nebenher erledigt wird. Laut einer Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln ist in 62 Prozent dieser Unternehmen die Geschäftsführung auch für das Personalwesen zuständig. Nur drei von zehn Unternehmen betreiben eine strategische Personalarbeit.

„Es soll keine Wellness-Oase sein, aber es muss passen“

Allerdings sind die Anforderungen an Mitarbeiterqualifizierung und -gewinnung gestiegen. „Vor zehn Jahren haben wir für jede Stelle einen dicken Packen Bewerbungen bekommen. Das ist auch bei uns weniger geworden“, sagt Schmidt.

Ein modernes Personalmanagement bringt Vorteile. Potenziale erkennen und fördern, Mitarbeiter früh einbinden, Raum und Strukturen für Entfaltung und Flexibilität bieten: „Bedürfnisorientierte Personalpolitik“ nennt Poppek das.

Es solle „keine Wellness-Oase sein, aber es muss passen“. Die Führungskräfteentwicklung spiele dabei eine große Rolle: „Mitarbeiter wünschen sich ein Feedback und gute Vorgesetzte. Die wiederum brauchen eine Sensibilisierung für die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter.“ Sie sehe als „Allererstes den Menschen“, betont die Psychologin mit einem Master in Betriebswirtschaft. Auch persönliche Dinge landen bei ihr: „Ich erfahre viel, aber die Geschäftsführung muss nicht alles wissen. Vertraulichkeit ist garantiert“, sagt sie, die auch die Rolle einer Kümmerin spielt.

„Einiges ist hochgekommen, das vorher nicht wahrgenommen wurde“

„Wenn man sich um die Dinge nicht kümmert, macht sich das irgendwann bemerkbar“, sagt Poppek. Auch für Schmidt ist der Fokus auf die Bedürfnisse und Beteiligung der Belegschaft richtig: „Einiges ist hochgekommen, das vorher nicht wahrgenommen wurde. Die Mitarbeiter spüren die Begleitung.“ Und das wirke sich auch auf die Qualität der Arbeit aus.

Hildegard Goor-Schotten
Autorin

Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie außerdem bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten

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