Köln. „Die Auto-Industrie steht vor Wahnsinnsherausforderungen“, sagt Professor Christoph Haag von der Technischen Hochschule Köln. E-Antrieb, Digitalisierung, Industrie 4.0, Senkung des Klimagas-Ausstoßes und Recycling – gebündelt träfe all das die Branche mit „ziemlicher Wucht“. Neue internationale Wettbewerber aus der Elektrotechnik und IT erhöhten den Innovationsdruck.

Weiterbildung spielt beim Auto der Zukunft eine große Rolle

Deshalb bündelt die Auto-Industrie ihr Know-how: in vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten regionalen Transformationsnetzwerken, zu denen sich Hochschulen, Arbeitgeberverbände, Wirtschaftsförderungen und Gewerkschaften zusammenschließen. Eines davon ist „Trend Auto 2030 plus“ in der Region Aachen-Bonn-Köln-Gummersbach, das Professor Haag koordiniert.

Dieses Netzwerk soll eine Transformationsstrategie über das Jahr 2030 hinaus entwerfen und Projekte bei den Unternehmen anstoßen. Es geht etwa um Brennstoffzellen, effiziente E-Motoren, starke Batterien, aber auch um autonomes Fahren sowie die vernetzte Produktion. Partner sind die TH Köln, die RWTH Aachen, Arbeitgeberverbände und die IG Metall.

Gemeinsam untersuchen sie, welche Kompetenzen bei den Unternehmen und Mitarbeitern künftig vorhanden und wie die Produktionssysteme aufgebaut sein müssen – die Basis für Weiterbildungskonzepte. Dabei ist es wichtig, bei der Transformation die Belegschaften auf allen Ebenen mitzunehmen.

Recht neu ist das Thema Recycling. Beispiel Leichtbau: „Früher zielte das einzig auf eine Reduzierung von Gewicht und Kosten“, erklärt Haag. „Heute muss man dabei in Kreisläufen denken: Lässt sich das alte Auto trotz der Verbundwerkstoffe sauber zerlegen?“

Von Ladesäulen bis hin zu E-Lastenrädern

Ein weiteres Netzwerk nennt sich „ATLAS – Automotive Transformationsplattform Südwestfalen“. Die Region zählt rund 500 Unternehmen mit insgesamt 52.000 Arbeitsplätzen in der Auto-Industrie. Viele Firmen fertigen Baugruppen für Verbrenner. „Wir überlegen: Was sind die Kompetenzen der Unternehmen und wie könnte man diese für die E-Mobilität nutzen?“, sagt Muhamed Kudic von der gemeinnützigen Gesellschaft für digitalisierte und nachhaltige Zusammenarbeit, die ATLAS koordiniert. Das Netzwerk sei auch offen für Firmen, die ursprünglich aus anderen Branchen kommen

Beispiel: Mennekes. Die Firma, die früher nur Industriestecker produzierte, stellt seit ein paar Jahren auch Ladesäulen her. Oder Leichtbau-Spezialist Mubea, der nun E-Lastenräder und Baugruppen für E-Autos fertigt. Die Unternehmen entscheiden jeweils selbst über Dauer und Umfang der Projektarbeit.

Mit von der Partie ist auch die Schlüsselregion Velbert

Die Partner – IG Metall, Fachhochschule Südwestfalen, Universität Siegen, Gesellschaft zur Wirtschafts- und Strukturförderung im Märkischen Kreis, agentur mark und der Digital Hub – wollen mit dem Netzwerk neue digitale und nachhaltige Geschäftsmodelle und Weiterbildungen im Schulterschluss mit Unternehmen, Mitarbeitenden, Gewerkschaften und Betriebsräten entwickeln.

Und dann gibt es noch „Ha Wiss Multitrans – Transformation in der Automobilregion Bergisches Land“ unter Federführung der Universität Wuppertal. Partner sind die Bergischen Arbeitgeberverbände, die Uni Düsseldorf, die Hochschule Bochum, die Gemeinschaftslehrwerkstatt der Schlüsselregion Velbert – und das Cluster automotiveland.nrw. Zu ihm gehören Autozulieferer wie Aptiv, Huehoco oder WKW Automotive.

Matilda Jordanova-Duda
Autorin

Matilda Jordanova-Duda schreibt für aktiv Betriebsreportagen und Mitarbeiterporträts. Ihre Lieblingsthemen sind Innovationen und die Energiewende. Sie hat Journalismus studiert und arbeitet als freie Autorin für mehrere Print- und Online-Medien, war auch schon beim Radio. Privat findet man sie beim Lesen, Stricken oder Heilkräuter-Sammeln.

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