Aus weniger mehr machen: Das hört sich nach einem guten Plan an. Bei der Firma Schmöle in Fröndenberg und Menden (Nordrhein-Westfalen) klappt das. Dort werden glänzende Kupferrohrmäander mit Alu-Blechen zu Flächenwärmetauschern verbunden, die später in Gebäudedecken für ein angenehmes Raumklima sorgen.

Der Clou dabei: Die von Schmöle patentierten Rohre sind an einer Seite abgeflacht und weisen dadurch einen „D“-förmigen Querschnitt auf.

Dadurch liegt mehr Fläche auf als bei einem runden Rohr-Querschnitt, die wasserdurchströmten Rohre können mehr Wärme (oder Kälte) an die Grundplatte abgeben. „Hierdurch erzielen wir zwischen 6 und 10 Prozent mehr Leistung als aus einem Rundrohr, wodurch Material und Gewicht gespart werden können“, fasst Till Neumann, einer der drei Geschäftsführer, die Vorteile zusammen.

Die Klimadecken von Schmöle arbeiten geräuschlos, sind kostengünstig und flexibel einsetzbar

Solche Klimadecken bietet Schmöle seit gut 15 Jahren an. Damals waren die Deckensysteme, die je nach Bedarf kühlen oder wärmen, etwas Neues. Heute gebe es kaum ein großes Objekt ohne diese Klimadecken, meint Neumann. Sie arbeiten geräuschlos, sind kostengünstig und flexibel einsetzbar. Schmöle hat die Produktpalette immer wieder verfeinert und erweitert. Rund 300.000 Quadratmeter Flächenheizung im Jahr liefert das Unternehmen und besetzt damit einen Marktanteil von 30 Prozent.

Rund 800 Platten produzieren Maik Topp und seine Kollegen pro Schicht, „verheiraten“ Alu-Bleche mit Kupfermäandern und Deckenkassetten. Die Elemente ermöglichen eine attraktive und leicht austauschbare Deckengestaltung. „Wir haben einen sehr engen Kontakt zu den Kunden und erarbeiten mit ihnen oft projektindividuelle Lösungen“, erklärt Neumann.

Zum Beispiel für Flughäfen, wo neben der Klimatechnik und der Akustik ein besonderes Augenmerk auf Brandschutz und Rauchabzug liegt. Die Entwicklung innovativer Lösungen, die nachhaltig und zukunftsfähig sind, waren mit ein Grund dafür, dass die Surikate Mittelstandsholding 2004 die Firma übernahm.

Das Unternehmen produziert an drei Standorten in Fröndenberg und Menden

Mit Wärmetausch beschäftigt sich das Unternehmen seit über 160 Jahren. Rippenrohre, Ölkühler und Flächenwärmetauscher werden an drei Standorten in Fröndenberg und Menden produziert. „Die Energieeffizienz zieht sich dabei als roter Faden durch das gesamte Unternehmen“, sagt Neumann. Das Optimum bei der Wärmeübertragung zu erreichen, dabei Material und Energie in der Herstellung zu sparen, sei das übergeordnete Ziel. Dafür werden die Produkte kontinuierlich optimiert und neue entwickelt.

Für eines ist in Fröndenberg extra eine Halle gebaut worden. 40 Meter lang sind die Edelstahlrohre, die dort berippt werden, das heißt, aus ihrer Wand werden feine Rippen herausgewalzt. Anschließend werden sie wie eine Haarnadel um 180 Grad gebogen – das braucht viel Platz. „Wir sind einer von zwei Lieferanten weltweit, die das können“, erklärt der Geschäftsführer. Eingesetzt werden diese Rohre in Kraftwerken, wo sie durch Verwertung der Restwärme den Wirkungsgrad des Kraftwerks steigern.

Die Produkte kommen weltweit zum Einsatz

Als innovatives Unternehmen patentierte Schmöle auch das Verfahren, bei dem ein Stahlband um das Rohr gewickelt und per Laser verschweißt wird. Die flexiblen und korrosionsbeständigen Rohre kommen weltweit in Kraftwerkbau und Chemieanlagen, in Heizungen und im Maschinen- und Anlagenbau zum Einsatz. Überhaupt sind die Schmöle-Produkte vielseitig einsetzbar, vom Auto bis zur Solarthermieanlage.

Entsprechend groß ist das Spektrum der Kunden. Und das sei gut so, meint Neumann: „Je breiter man als Unternehmen aufgestellt ist, desto krisensicherer ist man.“ So könnten auch Umsatzeinbrüche wie nach 2011, als nach der Fukushima-Katastrophe die Aufträge für den Kraftwerksbau zurückgingen, aufgefangen werden.

„Wir hätten gern zwei oder drei Azubis“

Einen großen Anteil an der Flexibilität haben dabei auch die rund 180 Mitarbeiter, betont Prokurist und Personalleiter Udo Klee. Sie wechseln bei Bedarf zwischen den einzelnen Standorten: „So können wir gut Saisonprofile wie die stockende Bauphase im Winter überbrücken oder große Aufträge bewältigen.“

Müssen gerade viele Klimadeckenelemente gefertigt werden, gibt es Verstärkung aus der Rippenrohrabteilung und umgekehrt. Großen Wert legen die Verantwortlichen bei Schmöle deshalb auf Aus- und Weiterbildung. Gesucht werden Kollegen, die mitdenken und an der Erarbeitung innovativer Lösungen mitarbeiten. Schade sei es, so Klee, dass sich so wenige für den Beruf des Verfahrenstechnologen interessieren: „Wir hätten gern zwei oder drei Azubis.“ Die Branche sei schließlich auch sehr zukunftssicher: „Energieeffizienz ist ein Megatrend, der nur mit gut ausgebildeten Menschen umzusetzen ist.“

Begegnung mit Dennis Köchling

Zukunft im Blick: Dennis Köchling besucht die Meisterschule.
Zukunft im Blick: Dennis Köchling besucht die Meisterschule. Bild: Roth

Metall und Energie statt Geschichte und Religion

Abitur, Wehrdienst und „dann geht man halt studieren“: Für Dennis Köchling war dieser Weg klar, machen ja alle. Und zunächst war er auch begeistert von der neuen Freiheit – bis er sich irgendwann doch gefragt hat, ob dies das Richtige ist: Geschichte und Theologie auf Lehramt? „Das war mir zu theoretisch.“

Köchling schloss Lehre als einer der Besten von Nordrhein-Westfalen ab

Der Balver erinnerte sich an die Ferienarbeit bei Schmöle, die ihm Spaß gemacht hatte, und bewarb sich um eine Ausbildung als Verfahrensmechaniker (heute Verfahrenstechnologe Metall): „Das war die beste Entscheidung.“ Er schloss als Landesbester in seinem Bereich ab: „Da war ich schon ein bisschen stolz.“

„Es ist ja nicht nur Drehen und Fräsen“, sagt der 28-Jährige: „Wir ziehen Rohre, machen Wärmetauscher, es geht um Energie.“ Man müsse die Werkstoffe kennen, lerne, was man warum damit machen kann – eine hochinteressante Sache, die er jetzt samstags an der Meisterschule vertieft. Für ihn steht fest, dass er sich während seiner beruflichen Laufbahn weiterbilden und - entwickeln möchte: „Das Lernen hört nicht auf.“

Persönlich

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Es geht um das Umformen des Materials, man verwandelt es in etwas anderes. Das finde ich spannender als andere Metallberufe.

Was reizt Sie am meisten?

Die Frage, was ich mit welchem Werkstoff am besten erreichen kann. Herauszufinden, was geht und was nicht.

Worauf kommt es an?

Auf viel Motivation. Man muss aus sich heraus etwas machen, selber Spaß haben und sich selbst etwas erarbeiten.

Hildegard Goor-Schotten
Autorin

Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie außerdem bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten

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