Amberg. Smart, digital und automatisiert, so wird im Siemens-Elektronikwerk in Amberg produziert. In der digitalen Fabrik in der Oberpfalz ist alles vernetzt, da kommt einiges an Informationen zusammen: allein 50 Millionen Datensätze an einem einzigen Arbeitstag! Florian Meierhofer hebt ein Stück von diesem Datenschatz: Der junge Mitarbeiter hat eine App programmiert, die in wenigen Schritten die Produktivität der Anlagen sichtbar macht.

Auf einem Tablet zeigt die digitale Anwendung, ob alles rundläuft an den Maschinen. „Auf dem Display erkennt man schnell, ob eine Anlage zufriedenstellend arbeitet“, so Meierhofer. Man sieht so zum Beispiel, wenn es irgendwo hakt und vielleicht etwas verändert oder dringend gewartet werden muss.

Die App hält genau fest, was in den Montagelinien geschieht

Meierhofer hat das Programm mit einem kleinen Team in Amberg entwickelt. „Fast ein halbes Jahr lang haben wir daran getüftelt, inklusive Prototypen und Testläufen“, so der Projektleiter. Seit einigen Monaten ist seine App nun im Werk im Einsatz und hält genau fest, was wann in die voll automatisierten Montagelinien hinein- und wieder hinausgeht.

Die Messung startet mit Beginn der Fertigung eines Produkts, dabei wird das Programm automatisch mit den Startdaten „gefüttert“. Verlässt das fertige Bauteil oder produzierte Gerät am Ende das System, wird dies als „Output“-Signal aufgezeichnet. „Wir vergleichen die Anzahl der gefertigten Teile mit der Zeit, die für diese Arbeit eingeplant ist“, erklärt Meierhofer. Eine erste Analyse geschieht lokal, direkt an der Maschine. Im Anschluss verarbeitet ein weiteres Siemens-Programm die Daten weiter in der Cloud. Anhand einer mathematischen Formel wird aus den Messdaten die Produktivität der Maschinen berechnet: Man erfährt, ob sie die Aufträge flott genug erledigt hat.

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Auch andere Werke können die digitale Anwendung künftig nutzen

Fünf Montagelinien nehmen die Mitarbeiter derzeit mithilfe der App unter die Lupe, bald werden es noch mehr sein. Bis Jahresende sollen insgesamt 25 Maschinen an das Analyse-Programm angebunden sein. Und auch andere Siemens-Werke können die digitale Anwendung künftig nutzen. „Da wir die Berechnungen mit nur sehr wenigen Daten machen, kann unsere Lösung relativ einfach und schnell auf ganz anders geartete Maschinen übertragen werden“, so Entwickler Meierhofer.

Transparenz über alle Arbeitsschritte hinweg – dafür steht sein Arbeitsplatz in der digitalen Fabrik. Vier Milliarden Elektronik-Bauelemente werden in dem Werk in Amberg (1.300 Mitarbeiter) im Jahr verarbeitet. Daraus entstehen speicherprogrammierbare Steuerungen sowie „HMI“, also Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine, und Automatisierungsgeräte.

Sie helfen an vielen Stellen bei der Digitalisierung, auch in der Produktion in Amberg. Man findet sie darüber hinaus in Liftanlagen für den Wintersport genauso wie an Bord von Kreuzfahrtschiffen. Im Automobilbau steuern sie Fertigungsprozesse und sparen dort Zeit und Kosten.

Nachgefragt

aktiv: Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Florian Meierhofer: Ich bin direkt nach dem Studium in die Automatisierungswelt eingestiegen.Von dort wanderte mein Fokus Richtung Edge- und Cloud-Computing, dezentrale Datenverarbeitung am Rand eines Netzwerks und über das Internet.

Was reizt Sie am meisten?

Als Leiter von Projekten zum Internet der Dinge (IoT) warten auf mich täglich neue Möglichkeiten und Herausforderungen.

Worauf kommt es an?

Den Blick für das große Ganze nicht zu verlieren. Und natürlich mit den neuen digitalen Anwendungen einen Mehrwert für das Unternehmen zu schaffen.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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