Spätestens seit der Flutkatastrophe 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind sich die meisten Fachleute einig: Hochwasserschutz wird immer wichtiger, auch in Deutschland. Vor allem im Norden gibt es eine Menge zu tun. Bis zum Ende des Jahrhunderts müssen die Deiche um mindestens einen Meter erhöht werden, außerdem sind viele Pump- und Schöpfwerke entlang der Küsten und der großen Flüsse nicht mehr leistungsfähig genug für das, was auf sie zukommt. Sie müssen also dringend ertüchtigt werden.

Dafür braucht es erfahrene und gut ausgestattete Spezialisten – Fachkräfte wie die Pumpenexperten von KSB Service aus Bremen. Das traditionsreiche Unternehmen, das zum globalen KSB-Konzern gehört (siehe Kasten unten), hat eine langjährige Expertise im Bau und in der Reparatur von Pumpen jeder Art. Ob Kreisel-, Schrauben- oder Propellerpumpen, die rund 100 Bremer KSB-Mitarbeiter kennen sich mit unterschiedlichsten Systemen und Anwendungen aus.

Langjährige Expertise rund um Bau und Reparatur von Pumpen

Neben Pumpen für die erwähnten Schöpf-, Pump- und Tidewassersperrwerke fertigen sie riesige, mehrere Meter hohe Pumpen für die Wasserversorgung in Ägypten, reparieren und ertüchtigen betagte Anlagen aus den Abwasserkanälen des Londoner Untergrunds und konstruieren Spezialpumpen für die Marine und die Chemie-Industrie. Es gibt kaum eine Anlage, die die Bremer nicht bauen, reparieren oder in ihrem Wirkungsgrad verbessern könnten.

Flexibilität und das über Jahrzehnte aufgebaute Know-how der Mitarbeiter zeichnen den Betrieb aus. Die Anfertigung von Unikaten und die Reparatur von Einzelteilen ist tägliches Business, Termindruck völlig normal. „Was wir können, kann so kein anderer“, sagt KSB-Werkleiter Tobias Neyer. „Wo große Werke auf Standard setzen, bieten wir unseren Kunden Service nach Maß.“

Auch Expressfertigung ist kein Problem

Dafür gibt er ein Beispiel. „Für ein Kraftwerk in Süddeutschland stellt KSB zwei neue Antriebswellen in Expressfertigung her. Ohne diese Teile würde es zu kostenintensiven Stillständen kommen.“ Den Auftrag können die Pumpenprofis erledigen, weil sie nicht nur über die Experten verfügen, sondern auch die dafür nötigen Maschinen haben.

KSB Service setzt konsequent auf Wissenstransfer

Werkleiter Tobias Neyer: „Wir bearbeiten die Welle an einer älteren konventionellen Maschine, die noch perfekt für die Einzelfertigung geeignet ist. Damit wickeln wir den Auftrag nicht nur kostendeckend, sondern auch gewinnbringend für beide Seiten ab.“

Agile Manufaktur innerhalb der KSB-Gruppe

Für Reparaturen von Altanlagen, deren Wirkungsgraderhöhung und hydraulische Anpassungen stehen im Maschinenpark des KSB-Werks zahlreiche Dreh- und Fräsmaschinen, die teilweise bereits seit Jahrzehnten zuverlässig arbeiten. „Natürlich setzen wir auch moderne CNC-gesteuerte Bearbeitungszentren ein und investieren gerade in ein neues Wellenzentrum“, berichtet Neyer, „aber zur Bearbeitung und Reparatur von Altanlagen und Einzelstücken benötigen wir die konventionellen Maschinen noch.“

Das macht die Arbeit für die Mitarbeiter nicht nur abwechslungsreich, sondern vor allem anspruchsvoll. „Wir sind so etwas wie die Manufaktur im KSB-Konzern“, sagt Neyer. „Deshalb brauchen wir Menschen, die handwerklich geschickt sind und an unterschiedlichsten Anlagen arbeiten können.“

Viel Wissen und Erfahrung

Die sind auf dem Arbeitsmarkt aber kaum mehr zu finden, deshalb bilden die Bremer seit 2015 im Verbund mit ihrem Schwesterwerk in Halle an der Saale Zerspanungsmechaniker aus. „Wir geben gezielt Bewerbern eine Chance, die kein Abitur haben und die vielleicht auch im ersten Anlauf keinen Ausbildungsplatz bekommen haben“, berichtet Neyer. Die jungen Leute verbringen ihre ersten beiden Ausbildungsjahre in Halle, um danach das dritte Ausbildungsjahr in Bremen zu absolvieren. Der Betrieb unterstützt sie mit Kostenübernahmen für Heimfahrten und der Stellung von Wohnplätzen in einer Azubi-WG.

Wenn die ausgelernten Zerspanungsmechaniker in Bremen in ihren Beruf starten, werden sie von erfahrenen Kollegen „unter die Fittiche“ genommen. „Die Arbeit an einigen unserer Maschinen ist sehr speziell, da braucht man viel Wissen und Erfahrung“, sagt Neyer. „Das geben unsere alten Hasen gern an die neuen Kollegen weiter.“

Konsequenter Wissenstransfer

Der Wissenstransfer ist für KSB Service überlebenswichtig, denn in den kommenden Jahren wird der demografische Wandel auch bei ihnen zuschlagen. „Wir haben viele langjährige Mitarbeiter im Betrieb, die uns demnächst verlassen werden“, erklärt Vertriebsleiter Jens Ahlers. „Wenn die in ihren wohlverdienten Ruhestand gehen, nehmen sie auch ihr Wissen mit; deshalb nutzen wir standortübergreifend Doppelbesetzungen aus jungen und erfahrenen Mitarbeitern.“

Für diese Art der Zusammenarbeit von Jung und Erfahren steht auch das KSB-Führungsduo Ahlers und Neyer. Jens Ahlers (56) ist seit mehr als 20 Jahren im Betrieb, Tobias Neyer (34) stieß als Werksstudent zum Unternehmen und ist inzwischen elf Jahre dabei. Während sich der jüngere Maschinenbauingenieur Neyer ums operative Geschäft kümmert, ist Ahlers überwiegend vertrieblich aktiv.

Qualitätssicherung hat hohen Stellenwert

Zu den vielen weiteren Besonderheiten der Bremer zählt die Qualitätssicherung. Das Werk verfügt über zahlreiche Anlagen zum Testen, Messen und Überprüfen der Produkte. Damit können Ultraschalluntersuchungen, Farbeindring-Prüfungen oder Werkstoffanalysen vorgenommen und auch größte Pumpen auf ihre Funktionsfähigkeit getestet werden.

Test- und Prüfbereiche des Werks nehmen einen großen Teil der Hallen in der Bremer Neustadt in Beschlag. Ein gut ausgestattetes Prüffeld mit einem Wasserbassin im Keller, das rund 3.000 Kubikmeter (also drei Millionen Liter!) fasst, steht für Tests auch größter Pumpen zur Verfügung. Dort können bis zu zwölf Meter hohe Pumpen unter Volllastbedingungen getestet werden, ehe sie die Reise zum Kunden antreten. Das wird in diesem Jahr noch wichtig werden, wenn 29 riesige Pumpen für die Bewässerung der Halbinsel Sinai nach Ägypten geliefert werden.

Großauftrag aus Ägypten

Bereits 2020 begann der ägyptische Kunde mit der Planung für ein umfangreiches Kanalsystem mit 16 Pumpstationen zur Bewässerung der Halbinsel Sinai. KSB Bremen war von Beginn an in die Konzeptionierung des ambitionierten Projekts eingebunden.

„Wir hatten schon in den vergangenen Jahren einige große Pumpen nach Ägypten geliefert und haben das aktuelle Projekt gemeinsam mit unserem lokalen Agenten und dem KSB-Konzern-Marktbereich Wasser begleitet“, erzählt Jens Ahlers. „Jetzt liefern wir allein für drei Stationen 29 Pumpen inklusive Motoren. Ein echter Erfolg!“ Der künftig noch ausgeweitet werden könnte, denn Anschlussprojekte sind nach Angaben von Ahlers bereits in Sicht.

Standort mit Tradition im KSB-Konzern

Die Bremer KSB-Niederlassung kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. 1848 wurde die Firma L. W. Bestenbostel gegründet, etwa 20 Jahre später entstand in Frankenthal die Maschinen- & Armatur-Fabrik Klein, Schanzlin & Becker, die später zu einer AG wurde. 1934 erwarb diese die Anteilsmehrheit der Bremer. 25 Jahre später wuchsen die Firmen noch enger zusammen. Seit 2019 ist das Werk Bremen Teil der Organisationseinheit KSB SupremeServe, die alle Servicedienstleistungen des Konzerns vereint.

Heute gehört der KSB-Konzern zu den weltweit führenden Herstellern von Pumpen und Armaturen. Er beschäftigt in mehr als 100 Produktionswerken, Vertriebsniederlassungen, Vertretungen und Servicestätten auf allen fünf Kontinenten rund 15.500 Mitarbeiter. Der Umsatz erreichte im Geschäftsjahr 2021 rund 2,4 Milliarden Euro. In Deutschland arbeiten neben Bremen drei weitere Werke: am Konzernsitz Frankenthal, in Pegnitz in Oberfranken und in Halle an der Saale.

Die Bremer haben in den vergangenen Jahren ein rasantes Wachstum hingelegt. Während der Umsatz im Jahr 2014 noch bei rund 18 Millionen Euro lag, wuchs er bis 2021 auf 30 Millionen Euro an. Für das laufende Geschäftsjahr liegt das Umsatzziel bei rund 38 Millionen Euro, sagt Vertriebsleiter Jens Ahlers.

Lothar Steckel
Autor

Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.

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