Berlin. Immer wieder Streit mit dem Nachbarn, der die Hecke wuchern lässt. Zoff mit dem Ex über die Besuchsregelung für die Kinder. Oder Ärger mit der Cousine wegen eines Erbfalls: alles alltägliche Fälle, die die Betroffenen allerdings sehr belasten können. Und schnell ist so ein Konflikt derart festgefahren, dass er von außen geklärt werden muss.
Vor Gericht gibt es zwar am Ende ein Urteil, aber die zwischenmenschliche Beziehung ist dann oft völlig zerrüttet – nachteilig, wenn man im Alltag doch noch irgendwie miteinander auskommen muss. Richtig Frieden schließen dagegen, das klappt oft per Mediation.
Die Parteien sollen selbst zu einer Lösung finden, der Mediator hilft dabei
Dabei wird versucht, die Kontrahenten miteinander ins Gespräch zu bringen. Zunächst gilt es, die Ausgangslage aller Beteiligten gegenseitig zu verstehen: „Alle treten gleichsam einen Schritt zurück“, veranschaulicht Alexandra Bielecke vom Bundesverband Mediation. Anschließend kann an einer Lösung gearbeitet werden.
„Der Mediator ist unparteiisch“, betont die Expertin, „er nimmt eine moderierende Rolle ein.“ Am Ende soll eine von den Betroffenen selbst entwickelte Lösung stehen. „Denn wer an der Konfliktbeilegung beteiligt war, fühlt sich eher an das Ergebnis gebunden, als wenn es von außen diktiert wurde.“
Eine Mediation ist schneller vorbei als ein Gerichtsverfahren
Ein weiterer Vorteil des Verfahrens: Schnelligkeit – Gerichtsverfahren dagegen dauern oft sehr lange. Und Mediation ist oft günstiger als eine klassische juristische Auseinandersetzung, weil man sich in der Regel die Kosten teilt (allerdings kann eine Mediation auch scheitern, dann trifft man sich womöglich zusätzlich noch vor Gericht).
Mediatoren können aus allen Berufsbereichen stammen, häufig haben sie eine psychologische Ausbildung oder sind Anwälte. Da die Berufsbezeichnung „Mediator“ nicht geschützt ist, sollte man darauf achten, sich an einen „zertifizierten Mediator“ zu wenden – der sollte über eine entsprechende Zusatzausbildung verfügen.
Die Abschlussvereinbarung hält das Ergebnis fest
Das Ergebnis einer Mediation ist zunächst einmal nicht rechtsverbindlich. Daher ist es ratsam, eine Abschlussvereinbarung zu formulieren und diese von allen Beteiligten unterschreiben zu lassen. Das kommt dann einem schriftlichen Vertrag gleich. „Möglich ist es auch, die am Ende der Mediation getroffene Vereinbarung notariell beurkunden zu lassen“, sagt Bielecke.
Dass die beiden Parteien durch die Mediation selbst zu einem eigenen Ergebnis finden, ist der Unterschied zu den ebenfalls außergerichtlichen Schlichtungsverfahren. „Ein Schlichter hört sich klassischerweise die Parteien an, unterbreitet dann aber selbst einen Lösungsvorschlag.“ Solche Schlichtungsversuche sind in manchen Bundesländern sogar für bestimmte Rechtsgebiete vorgeschrieben – vorher darf man da gar nicht vor Gericht ziehen.
Info Schiedsleute:
In vielen Bundesländern gibt es eine ganz klassische – und günstige – Variante der Mediation: die Streit-Schlichtung durch ehrenamtlich tätige Schiedsleute. Ihre Kontaktdaten kann man im örtlichen Rathaus erfragen oder online suchen. Dafür startet man auf der Seite www.schiedsamt.de und klickt sich dann weiter zur jeweiligen Landes- oder auch Bezirksvereinigung.