Köln. Jan Plagge ist Forscher durch und durch. Kein Wunder, dass es ihn reizt, zu erfahren, wie man Reifen noch langlebiger machen kann? Er suchte nach Verstärkungseffekten in gefüllten und dehnungskristallisierenden Elastomeren und stellte dies in den Mittelpunkt seiner Doktorarbeit. Dafür erhielt er kürzlich, zusammen mit drei weiteren Nachwuchsforschern, vom Deutschen Institut für Kautschuktechnologie (DIK) den Preis der deutschen Kautschukindustrie. Der Arbeitgeberverband hat diese besonders guten Doktor- und Masterarbeiten mit 3.000 Euro (Doktorarbeit) und 1.500 Euro (Masterarbeit) prämiert.

Doktorarbeit ermöglichte Einstieg bei Conti Tech in Hannover

Die Preisverleihung fand statt im festlichen Rahmen der Mitgliederversammlung des Verbands in der altehrwürdigen Wolkenburg in Köln – eingebettet in ein Krimidinner. Es war ein feierlicher Augenblick, den auch Stephanie Kautz noch lange in Erinnerung behalten wird. „So eine Auszeichnung ist eine tolle Bestätigung für die Mühen der vergangenen Jahre“, sagt die 34-Jährige aus Walsrode (Niedersachsen). Für sie war die ausgezeichnete Doktorarbeit, in der es um den Einfluss von Füllstoffen auf Alterungsprozesse in Kautschuken ging, ein guter Türöffner ins Entwicklungslabor bei Conti Tech in Hannover. Dort kann sie heute ihre Kenntnisse bestens einbringen. „Ich entwickle Verstärkungstextilien für Antriebsriemen“, sagt sie.

Die Juroren hoben an diesem Abend auch die praktischen Ansätze in der Arbeit von Sahbi Aloui hervor. Fünf Jahre hat der 39-jährige Tunesier am DIK geforscht, um Dämpfung besser regulierbar zu machen. „Ich habe mich damit beschäftigt, wohin sich magnetische Füllstoffpartikel orientieren“, so der dreifache Familienvater. Für ihn war „es eine fantastische Zeit am DIK“. Er sieht die Auszeichnung auch als Pluspunkt für den weiteren Berufsweg. „Zurzeit fühle ich mich sehr wohl bei meinem heutigen Arbeitgeber“, erzählt er. Dort stellt er Messgeräte für Kautschukfirmen her.

Einen Job in der Industrie kann sich Maike Sophie Tebben noch nicht vorstellen. Die 28-jährige Hannoveranerin hat sich nach dem Abitur auf das Chemiestudium an der Leibniz-Uni in Hannover konzentriert. Am DIK folgte die Masterarbeit, für die sie nun vom ADK ausgezeichnet wurde. Darin wollte sie wissen, ob sich chemisch angepasste pflanzliche Öle als Weichmacher in Kautschuken eignen. „Ich halte es für wichtig, erneuerbare Rohstoffe einzusetzen“, sagt sie und kann sich gut vorstellen, auch in ihrer Doktorarbeit am DIK daran zu forschen.

Die Attraktivität der Kautschukbranche steigern

Den Abend in der historischen Wolkenburg haben die herausragenden Nachwuchsforscher im Kreis der Mitglieder des Arbeitgeberverbands in vollen Zügen genossen. Vorsitzender Sven Vogt hatte zusammen mit Hauptgeschäftsführer Volker Schmidt die Urkunden überreicht.

„Unsere Unternehmen brauchen mehr denn je Erfindergeist, Kreativität und Experimentierbegeisterung, damit sie wettbewerbsfähig bleiben und Arbeitsplätze sichern“, sagte Vogt. Der Verband will so den Stellenwert naturwissenschaftlicher Studiengänge erhöhen und die Attraktivität der Branche steigern. „Dies ist nach der IdeenExpo, die für viele einen Erstkontakt zu uns herstellt, der nächste konsequente Schritt zur Fachkräftesicherung.“

Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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