Die Pandemie macht den Unternehmen weiterhin massiv zu schaffen. Viele Betriebe sind in Kurzarbeit, nach der jüngsten Nordmetall-Konjunkturumfrage betrifft das die Hälfte unserer Mitarbeiter.

In dieser dramatischen Situation erwarten Arbeitnehmer wie Arbeitgeber zu Recht Entlastung von der Politik. Die hat zwar befristet die Mehrwertsteuer gesenkt und Hilfspakete für lahmgelegte Branchen wie etwa die Gastronomie geschnürt; was aber die M+E-Industrie angeht, versuchen sich Berlin und Brüssel an einer ganzen Reihe von Maßnahmen, die zur Belastung unserer Produktion führen werden.

Ein Homeoffice-Zwang hilft niemandem

Zum Beispiel in Sachen mobiles Arbeiten: Das ist sicher hilfreich zur Kontaktbeschränkung in Pandemiezeiten, doch ein undifferenzierter Zwang zu Homeoffice missachtet funktionierende Regeln vor Ort. Auch das geplante Lieferkettengesetz nimmt Unternehmen unverhältnismäßig in die Pflicht: Sie sollen für Menschenrechtsverletzungen vom Rohstoff bis zum selbst erzeugten Produkt haften. Und die EU arbeitet gerade an einer Richtlinie für europaweite Mindestlohnstandards, was in die Zuständigkeit der Mitgliedsstaaten eingreift und die Kompetenzen der Tarifpartner untergräbt.

Als ob all das noch nicht reichen würde, kommt auch die aktuelle Tarifrunde nicht recht voran. Und das, obwohl Nordmetall den Weg zu einer Lösung bereits skizziert hat: mit einer Lohnsteigerung für 2022 und darüber hinaus, als Mix aus Einmalzahlung und Tabellenerhöhung. Mit einem Versprechen, gemeinsam optionale tarifliche Regeln für einzelne Betriebe zu entwickeln, um sie im Strukturwandel und beim Arbeitsplatzerhalt zu unterstützen. Und mit einer einfachen Differenzierungsklausel, die automatisch greift, um eine Überforderung von krisengeschüttelten Betrieben zu verhindern.

Jetzt gilt es, Arbeitsplätze zu sichern

Doch statt dieses Angebot zu würdigen, möchte die IG Metall lieber erst demonstrieren, dass sie auch in Corona-Zeiten ihre Muskeln spielen lassen kann. Doch nicht Kraft ist jetzt gefragt, sondern Köpfchen - zum Erhalt unserer Industrie und Ihrer Arbeitsplätze im Norden.