Hildesheim. Manche Dinge sind einfach so gut, die verdienen Unterstützung: Das Projekt, alte Rechner für junge Leute flottzumachen, zieht Kreise und finanzielle Hilfe. Die Stiftung NiedersachsenMetall und der Verband Unternehmer Hildesheim haben unter den Mitgliedern geworben und bereits mehr als 300 Rechner allein in Unternehmen und Bevölkerung gesammelt. 150 davon konnten für den Einsatz im Homeschooling fit gemacht und an die Fördervereine von bereits zehn Schulen ausgeliefert werden.

Auf 6.000 Euro ist das Spendenkonto gewachsen – unter anderem vom Verein Hildesheimer Unternehmer Treffen (HUT) und dem örtlichen Lions-Club. Wegen Corona sind viele Schulen dicht, die Kinder müssen eigenständig zu Hause lernen. Doch viele Schüler haben nicht die Mittel zur Anschaffung der erforderlichen Computer.

  • Zum Beispiel Joel Jentsch: Über ein Jahr war Joel zu Hause. Weil sein schwerstbehinderter Bruder zur Hochrisikogruppe zählt, konnte der Neunjährige nicht am Unterricht teilnehmen. Um dennoch im Unterricht der dritten Klasse der Grundschule Lamspringe nichts zu verpassen, kam der Laptop der Aktion „Hey Alter!“ genau richtig. „Eine wichtige Hilfe“, sagt Joels Mutter. Computer sind seine Leidenschaft. „Lieber würde ich aber endlich mal wieder Handball spielen“, sagt Joel. Die Kindermannschaft des TuSpo Lamspringe vermisst er sehr.
  • Zum Beispiel Lin Ta und Eduard Musto-Gendo: Sie sind Absolventen der Förderschule im Bockfeld. Dort finden beeinträchtigte Kinder und Jugendliche eine Anlauf- und Beratungsstelle, wenn es um ihre schulische Laufbahn geht. Lin Ta (15) und Eduard Musto-Gendo (18) waren total begeistert, als sie stellvertretend für ihre Mitschüler 15 Rechner in Empfang nehmen konnten.
  • Zum Beispiel Sven Telake und Maren Tix: Die beiden Absolventen der Oberschule Bockenem staunten nicht schlecht, als die fit gemachten Rechner im Förderverein ihrer Schule eintrafen. Seit über einem Jahr pendeln die 480 Schülerinnen und Schüler der Oberschule aller Altersstufen zwischen Klassenraum und heimischem Schreibtisch. Statt gemeinsam mit Lehrern und Mitschülern zu lernen und zu diskutieren, müssen sie sich den Unterrichtsstoff vielfach zu Hause selbst erarbeiten. Erschwert wird ihnen das häufig durch schlechtes Internet.
  • Zum Beispiel Mahdi Hassani und Hana Alomari: Die beiden Zwölfjährigen gehen in die sechste Klasse der IGS Bad Salzdetfurth. Dass es für den neuen Laptop eigens ein Youtube-Video zum Kennenlernen gibt, ist Hana nicht so wichtig: „Egal, damit komme ich problemlos klar“, sagt Hana. Wichtig ist für die beiden, die Hausaufgaben nicht mehr auf dem Handy machen zu müssen. Schulleiterin Andrea Milbrod-Jakobs ist stolz auf die beiden: „Einfach klasse. Die beiden sind super drauf und können jetzt endlich loslegen.“

Freiwillige helfen

Ein Dutzend Helfer packt seit März immer dienstags und donnerstags in den Räumen der IT Firmen Compra und HCT in Hildesheim ehrenamtlich an. Ein Geschäft ist das für niemanden. Die Kisten und Kartons, die abgegeben wurden, stapeln sich. Von Spendern, die sich darüber freuen, dass ihre ausgemusterten Geräte noch jemandem helfen. Paletten mit Kartons voller Monitore, Computer und weiterem Zubehör – sie warten darauf, ausgepackt zu werden. „Etwa ein Viertel davon ist unbrauchbar“, so Matthias Mehler, Vorsitzender von Unternehmer Hildesheim. Es ist nicht als Vorwurf gemeint. Wenn Senioren ihren zehn Jahre alten PC bringen, wollen sie schließlich auch helfen. Aber mitunter sind die Geräte so schwach auf der Brust, dass sie niemandem mehr die Arbeit erleichtern.

„Wir verteilen nur solche Sachen, die wir auch guten Gewissens rausgeben können“, sagt Matthias Mehler, Vorsitzender von Unternehmer Hildesheim. Er schätzt, dass es einen Bedarf von mindestens 1.000 Rechnern gibt. „Damit haben wir noch das gesamte Jahr zu tun.“

Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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