Wenn es in der eigenen Wohnung oder im Eigenheim kalt wird, weil die Heizung ausgefallen ist, wird es schnell unangenehm. Denn ein Techniker ist meistens nicht sofort zu Stelle – bis ein Termin feststeht, kann es Tage dauern. Ist die Heizung dann auch schon älter, ist womöglich eine ganz neue Anlage nötig. Und das kann teuer werden.

Ingenieur Matthias Wagnitz, Referent für Energie- und Wärmetechnik beim Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) in Potsdam, erklärt, was man bei einer solchen Investition beachten sollte.

Was sind die ersten Warnzeichen, die auf ein Versagen der Anlage hindeuten?

Normalerweise gibt eine Heizung nicht von heute auf morgen auf. Es gibt eindeutige Warnzeichen: „Reparaturen kommen immer öfter vor, Korrosion wird mehr und mehr zum Problem, der Kessel versagt häufig den Dienst, und die Leistung der Anlage nimmt ab, Verbrauch und Heizkosten steigen“, berichtet Wagnitz. „Das alles sind Alarmsignale.“ Dann müsse man sich ernsthaft Gedanken über einen Austausch der Heizung machen, sagt der Experte.

Denn auf Dauer gehen Reparaturen ins Geld. Allein der Austausch einer defekten Elektronikplatine für die Heizungsregelung kostet schnell einige Hundert Euro und kann eine Weile dauern. Ganz übel sei es, wenn Ersatzteile nur noch schwer zu bekommen sind.

Welchen Hinweis gibt das Alter einer Heizungsanlage?

„Je älter die Technik, desto austauschwürdiger ist sie“, sagt Experte Wagnitz. „Ab einem Alter von 15 bis 20 Jahren lohnt es sich zunehmend, über Ersatz nachzudenken.“ Hilfreich sei da auch das seit 2017 vorgeschriebene Energielabel, das Schornsteinfeger, Installateur oder Energieberater auf mindestens 15 Jahre alte Anlagen kleben müssen.

„Ist Ihr Kessel auf dem Label in Klasse C oder D eingestuft, verbrauchen Sie mehr Energie für Heizzwecke als notwendig. Da sollte man über neue effizientere Technik nachdenken.“ Übrigens: Das Energielabel sieht ähnlich aus wie das auf Waschmaschinen oder Fernsehern.

Was sagt der Gesetzgeber?

Die gesetzliche Regelung ist klar. Öl- und Gaskessel, die älter als 30 Jahre sind, dürfen nach dem Gebäudeenergiegesetz nicht mehr betrieben werden. Aber: Von dieser Austauschpflicht gibt es einige Ausnahmen. Nicht austauschen müssen Eigentümer eines Ein- oder Zweifamilienhauses, die schon vor dem 1. Februar 2002 dort wohnten. Nicht austauschen muss man sparsame Brennwert- und Niedertemperaturkessel sowie Anlagen mit mehr als 400 Kilowatt Nennleistung in Mehrfamilienhäusern.

Was geht sonst noch bei der Heizungsoptimierung?

Der Hausbesitzer kann vom Handwerker für etwa 1.000 bis 2.000 Euro einen sogenannten hydraulischen Abgleich machen lassen – inklusive der Ersatzteile. Lesen Sie auf aktiv-online.de noch mehr über diesen hydraulischen Abgleich. Der sorgt für eine gleichmäßige Wärmeverteilung in den Heizkörpern des Hauses und spart so 5 bis 25 Prozent der Heizkosten. Man kann die alte Heizungspumpe beispielsweise auch durch eine elektronisch geregelte „Hocheffizienzpumpe“ ersetzen. Die läuft nicht rund um die Uhr, sondern passt ihre Leistung dem Wärmebedarf an. Das lohnt sich, denn es senkt ebenfalls die Stromkosten. Übrigens: Es ist technisch vorteilhaft, die Optimierung vor der Planung einer neuen Anlage zu machen, weil man dann die wichtigen Kennwerte fürs Haus weiß.

Wann plant man den Heizungstausch am besten?

Der Hausbesitzer sollte frühzeitig planen, bevor die Heizung kaputtgeht, rät Ingenieur Wagnitz. „Dann kann er sich Zeit für die Entscheidung nehmen. Das ist wichtig, denn er legt sich damit für etwa 20 Jahre fest.“

Optimal für den Austausch sei die warme Jahreszeit. „Wer zu lange zögert, muss die Heizung womöglich im Winter erneuern, weil sie ausfällt. Dann muss schnell Ersatz her. Für ein ruhiges vernünftiges Abwägen der Alternativen bleibt keine Zeit. Das Ergebnis eines solchen Schnellschusses ist oft nicht optimal!“, warnt der Experte. 

Welchen Energieträger will man?

Die Auswahl an möglichen Energieträgern ist heute groß. „Natürlich kann man einfach und preiswert den alten Heizkessel durch einen neuen ersetzen“, sagt Wagnitz. Aber: Erdgas und Heizöl tragen zur Klimaerwärmung bei und werden deshalb neuerdings durch einen CO2-Aufschlag verteuert. Der wird in den nächsten Jahren voraussichtlich noch steigen.

Das macht Heizungen, die erneuerbare Energien nutzen, attraktiv, obwohl sie etwas mehr kosten. Mit einer Solarthermieanlage gewinnt man zum Beispiel Sonnenenergie, um Warmwasser zu erzeugen und Gas- oder Ölheizung zu unterstützen. „Eine Wärmepumpe holt die Heizenergie aus Luft, Wasser oder Boden und ist sehr umweltschonend.“ Holzpellet-Heizungen gelten als CO2-neutral.

Besonders praktisch: Verschiedene Energiequellen lassen sich miteinander kombinieren – Gas mit Solarthermie, Solarthermie mit Wärmepumpe oder mit Pellet-Heizung. Fachleute sprechen dann von einer Hybrid-Heizung.

Auf welche Faktoren sollte man bei der Wahl des Heizsystems achten?

Die Wahl des Heizsystems hängt auch von Gebäude und Verbrauchsgewohnheiten ab, erklärt der Ingenieur. „Ist das Haus optimal gedämmt und hat es neue Fenster, kann man es eher mit einer Wärmepumpe beheizen als ein schlecht gedämmtes Gebäude.“ Denn die Pumpen erhitzen das Wasser im Heizkreislauf weniger stark als Heizkessel.

Solarkollektoren hingegen erfordern einen großen Wasserspeicher. Für eine Biomasse-Heizung wiederum benötigt man einen Lagerraum für Pellets oder Holzscheite. Und dann sind da die Bedürfnisse der Bewohner, so Wagnitz: „Duscht die komplette Familie jeden Morgen oder mögen es ihre Mitglieder gern mollig warm?“ All diese Fragen sollten bei der Entscheidung eine Rolle spielen.

Lohnt eine Beratung beim Experten?

Es lohnt auf jeden Fall, sich von einem Heizungs- oder Energieexperten beraten zu lassen, empfiehlt Wagnitz. „Allein schon, um die Anlage genau auf die benötigte Leistung auszulegen.“ Eine zu große Anlage verursache in der Anschaffung höhere Kosten als nötig, eine zu kleine könne zu unerwarteten Folgekosten führen. „Schließlich kennen sich Experten auch mit kniffligen Randbedingungen aus“, erklärt Wagnitz. „Etwa: Wie laut ist eine Wärmepumpe? Wo auf dem Grundstück stört sie am wenigsten? Und was hört der Nachbar von ihrem Betrieb?“

Welche Förderung gibt es?

Wer Experten einbezieht, verpasst meist auch keine Möglichkeit der Förderung. Wichtig ist die „Bundesförderung für effiziente Gebäude“, die über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) läuft. Interessierte können die konkreten Voraussetzungen für die Förderung auf der Internetseite des Bafa nachlesen. Auch die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) fördert. „Typischerweise sind das bei der Bafa-Förderung 35 Prozent, sogar bis 55 Prozent Zuschuss zu den Investitionskosten sind drin“, sagt Wagnitz. „Auch die Beratung durch Experten und selbst das Entsorgen alter Öltanks wird gefördert.“

Aber Achtung: Förderung gibt es nur, wenn das neue Heizsystem auch in substanziellem Maß erneuerbare Energien nutzt. „Allein für einen neuen Gas- oder Ölkessel erhält man nichts.“ Und ganz wichtig, betont Wagnitz: „Unbedingt den elektronischen Förderantrag stellen, bevor Sie einen Vertrag abschließen und Leistungen beauftragen!“ Sonst fließt kein Euro.

Lesen Sie zu diesem Thema auch auf aktiv-online.de: Wie man mit einer Heizungsförderung Zuschüsse nutzen kann, wenn Ökoenergie mitheizt.