Oje, sie läuft, die Nase. Und sie juckt. Ein Niesanfall folgt dem anderen. Der Hals wird rau, Husten schüttelt den Körper, die Temperatur steigt, wir fühlen uns schlapp und elend. Schnupfen, Erkältung, also ein grippaler Infekt, oder gar eine Grippe kommen immer dann, wenn sie wirklich am wenigsten zu gebrauchen sind.

Um die Genesung zu beschleunigen, holen wir uns oft für teures Geld Medikamente aus der Apotheke. Aber auch viele Hausmittel helfen uns dabei, die Symptome der lästigen Infektion zu lindern. Zudem kann man mit dem eigenen Verhalten einer Erkältung vorbeugen. Der Ernährungsmediziner und Ernährungsexperte Carl Meißner, einer der Geschäftsführer des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Im Altstadtquartier in Magdeburg, erklärt wie.

Besonders der Winter ist Stress für das Immunsystem des Körpers

Was passiert bei einer Erkältung eigentlich? „Die kalte Jahreszeit vom Herbst über den Winter bis hinein in den Frühling stellt unsere Abwehrkräfte auf die Probe“, so Meißner.

Einmal sitzen wir warm im Trockenen, gleich darauf müssen wir hinaus, wo es kalt und nass ist. Zu warm angezogen schwitzen wir, wenig später plagt uns eisiger Wind in der dafür viel zu dünnen Jacke. „Die ständigen Temperaturwechsel trocknen Schleimhäute aus, machen unserem Immunsystem zu schaffen und die etwa 200 Arten von Viren, die eine Erkältung oder eine Grippe auslösen können, haben leichtes Spiel, durch Tröpfcheninfektion über die Atemwege in unseren Organismus einzudringen.“

Laufende Nase, Husten, Halsschmerzen: Viren lösen Entzündungen aus

Diese Viren lösen im Hals-, Nasen- und Rachenraum Entzündungen und andere Abwehrreaktionen des Immunsystems wie vermehrte Schleimbildung aus. Das ist die Antwort unseres Körpers. 7 bis 14 Tage dauert bei einer durchschnittlichen Erkältung dieser Abwehrkampf. Bei einer Grippe muss man mit mindestens drei Wochen rechnen, um wieder fit zu werden.

„Der Grippe kann man mit einer entsprechenden Schutzimpfung vorbeugen“, rät Dr. Meißner. „Diese wird jedes Jahr beim Hausarzt oder in verschiedenen Betrieben angeboten, fragen Sie einfach mal nach.“

Sinnvoll sei sie für jedermann, besonders aber für Ältere und chronisch Kranke. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten der Schutzimpfungen für ihre Patientinnen und Patienten.

Tipps um vorzubeugen: Ausgewogene Ernährung, viel Bewegung

Gegen Erkältungen gibt es keine Schutzimpfung, aber man kann präventiv etwas für seine Gesundheit tun: Gesund leben und das Immunsystem stärken! Je stärker das Immunsystem ist, desto geringer ist die Chance für die Erkältungsviren, Unheil anzurichten.

„Zur Vorbeugung von grippalen Infekten zählen eine vitamin- und mineralienreiche, ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse sowie jede Menge Bewegung und Sport – am besten an der frischen Luft“, weiß Meißner. Überdies helfen erfahrungsgemäß kaltes Duschen, regelmäßige Saunabesuche, ausreichend Schlaf sowie die Vermeidung von Stress, um Körper und Immunsystem abzuhärten.

Zum Wohle ihrer Gesundheit: Ruhig mal auf den Händedruck verzichten

Darüber hinaus sei es in der kalten Jahreszeit sinnvoll, sich öfter die Hände zu waschen, um den Viren keine Chance zu geben. Wenn möglich, sollten große Menschenansammlungen gemieden werden, um Ansteckungen zu vermeiden. Auch auf den höflichen Händedruck sollten wir verzichten. Und, das versteht sich wirklich von selbst: Immer dem Wetter entsprechende Kleidung tragen, um schwitzen und frieren zu verhindern.

Tipps für Hausmittel: Ingweraufguss hilft bei Entzündungen und Schmerzen

Hat es einen dennoch erwischt, gibt es eine ganze Reihe von Hausmitteln, die die Symptome der Erkältung lindern und in geringerem Maße auch die Genesung unterstützen. „Gut gegen Entzündungen wirkt etwa die Ingwerwurzel“, erklärt Meißner. „Zerdrückt oder in dünne Scheiben geschnitten und mit heißem Wasser aufgegossen, lässt sie sich als Tee genießen und ist so eine natürliche Form der Schmerztablette zum Trinken.“

Dem Körper Wärme geben: 20-minütige etwa 35 bis 38 Grad heiße Erkältungsbäder

„Das wärmt den Körper gut durch, und die ätherischen Öle helfen, den Schleim zu lösen und die Atemwege zu befreien“, so Dr. Meißner. Er empfiehlt auch Inhalationen mit zugesetzten Kräutern wie Kamille oder Pfefferminze: „Der Wasserdampf löst Schleim, die Kräuter wirken antientzündlich.“

Tees und Hühnersuppe: Schweißtreibend, schleimlösend, durchblutungsfördernd

Gleiches gelte für das Trinken von Kräutertees, zum Beispiel von der Linden- oder Holunderblüte. Sie wärmen auf, lösen Schleim, das Abhusten fällt leichter. Wärme ist auch das Stichwort für Hausmittel wie heißes Bier mit Zucker, heiße Milch mit Honig oder scharfe Suppen beziehungsweise Senf. „Deren Aufnahme wirkt schweißtreibend, schleimlösend und fördert die Durchblutung“, sagt der Mediziner.

Heiße Zitrone führt uns zusätzlich gesundes Vitamin C zu. All das unterstützt unser Immunsystem im Kampf gegen die Viren und fördert die Genesung.

Ebenso wirkt der Klassiker, die heiße Hühnersuppe. „Zudem ist das aus dem Hühnerfleisch stammende Eiweiß Cystein entzündungshemmend und sorgt für ein Abschwellen der Schleimhäute“, berichtet Meißner. Die Suppe versorgt uns auch mit den Vitaminen A und E. Hilfreich für das Immunsystem sind auch Zitrusfrüchte. Welche nimmt man? „In 100 Gramm Orange steckt mehr Vitamin C als in 100 Gramm Zitrone“, weiß Meißner.

Das Immunsystem stärken: Gesund essen ist am besten

Ist es sinnvoll, bei einer Erkältung zusätzlich Vitamin- und Zinkpräparate oder andere Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen? „Grundsätzlich benötigt man bei einer ausgewogenen Ernährung keine Zusatzstoffe“, erklärt der Arzt aus Magdeburg.

Bislang sei ihre Wirksamkeit bei Erkältungen wissenschaftlich kaum nachweisbar. Vorbeugend eingenommenes hochdosiertes Vitamin C etwa verkürze die Genesungszeit etwa um einen halben Tag. Aber: Erlaubt sei letztlich, was helfe, schließlich wirke auch bei Erkältungen der Placebo-Effekt.

Achtung vor hochdosierten Zinkpräparaten

Allerdings warnt Meißner vor der längerfristigen Einnahme hochdosierter Zinkpräparate, auch wenn das als Tipp immer wieder durch die Presse geistere. Diese führe rasch zu Kupfermangel. Dann können lebenswichtige Enzyme ihre Funktionen nur noch partiell erfüllen.

Was man sonst noch tun kann, um gesund zu werden: Auf Alkohol verzichten, die Wohnung durchlüften

Hat der Ernährungsexperte weitere Tipps für Erkältungsgeplagte? „Auf Alkohol, Nikotin und große körperliche Anstrengungen verzichten, denn die zögern eine Genesung hinaus“, rät Meißner. Ein paar Tage Ruhe daheim hingegen fördern die Heilung. Und dabei öfters lüften, um die virengeschwängerte Luft durch Frischluft zu ersetzen.