Südwestfalen. Netzwerken - mancher mag das Wort nicht mehr hören, andere schwören auf Kontaktpflege und gemeinsames Vorgehen. Was bringt es Unternehmen?
Märkisch aktiv hat den Leiter des Forschungsinstituts für Regional- und Wissensmanagement an der University of Applied Sciences Europe in Iserlohn, Professor Peter Vieregge, dazu befragt. Er beschäftigt sich unter anderem mit der Wettbewerbsfähigkeit von Regionen und hat zahlreiche Netzwerke begleitet.
Welche Vorteile kann ein Netzwerk haben?
Im Wesentlichen sind es drei Elemente. Der gemeinsame Außenauftritt im Vertrieb und Marketing, also das Neugeschäft. Dann die Kosteneinsparung, etwa durch gemeinsame Instandhaltung oder Messeauftritte. Und das Dritte ist die gemeinsame Forschung und Entwicklung.
Wie kann das konkret aussehen?
Nehmen wir das Beispiel Digitalisierung. Da besteht die Notwendigkeit, eine immer größere Menge an Informationen ins Unternehmen zu holen, um schlauere Entscheidungen zu treffen. Das fällt gemeinsam viel leichter.
Ein Unternehmen setzt ein Erkennungsnetzwerk ein, das Kundenverhalten analysiert. Das andere schickt eine Maschine durchs Retrofit. Von den Erfahrungen können alle profitieren. Gerade das Feld der Markt- und Maschinendaten ist so undurchschaubar, dass man sich gemeinsam viele Stolpersteine sparen kann.
Braucht dies eine besondere Organisation?
Im Idealfall gibt es einen Netzwerkmanager. Mittelständische Unternehmen haben ja nicht unbegrenzt Ressourcen, um sich immer an einen Tisch zu setzen. Es macht schon Sinn und ist auch wissenschaftlich belegt, dass solch ein Management sehr positive wirtschaftliche Effekte erzielen kann.
Worauf kommt es da eigentlich an?
Ganz wichtig ist, dass im Netzwerkmanagement die Neutralität gewahrt ist und sich keiner über den anderen hinausschwingt. Anders als in einem strategischen Netzwerk, wo einer den Ton angibt, sprechen wir in regionalen Netzwerken von den Währungen Vertrauen, Gegenseitigkeit, Ideen. In dem Moment, wo ein Unternehmen dieses Netzwerk managt, fängt das Problem an. Wenn die anderen das Gefühl bekommen, nicht mehr gleichberechtigt zu sein, gerät das in eine Schieflage. Von daher ist ein neutraler Manager genau das Richtige.
Kann das jeder?
Netzwerken erscheint selbstverständlich, aber es steckt schon mehr dahinter. Netzwerkmanagement ist ein eigenes Studienfach, es gibt viele Forschungen dazu. Man muss aber nicht direkt jemanden einstellen. Die Aufgabe kann auch ein Rentner aus der Branche übernehmen oder in der Startphase jemand aus einem Unternehmen. Der muss dann aber die Interessen aller im Blick haben.
Gibt es lebendige Beispiele in der Region?
Ja, allerdings. Das netzwerkdraht, NMAS im Maschinenbau, Oberflächentechnik surfacenet, den Verbund Innovativer Automobilzulieferer und viele weitere. Oft gibt es lokale Einrichtungen wie „Schmallenberg Unternehmen Zukunft“ oder „EinsU“ in Sundern. Wer sich an Netzwerken beteiligen will, sollte sich die Ziele überlegen, die man erreichen möchte. Danach sucht man das relevante Netzwerk aus.