Die Sonne knallt. Auf dem Weg zu Freudenberg Filtration Technologies blüht und staubt es. Frühling – eine Zeit, in der heuschnupfengeplagte Autofahrer die Fenster geschlossen lassen – und vielleicht auch einen Innenraumfilter von Freudenberg nutzen.

„Zwei von drei Neufahrzeugen rollen mit unseren Filtern vom Band“, sagt Sprecher Jens Zillmann. Er und Werkleiter Erik Kennel haben ins Werk Kaiserslautern eingeladen, wo Freudenberg an technischen Lösungen für reine Luft arbeitet.

Ursprünglich ging es um dreckige Hosen und Schuhe. Vor mehr als 60 Jahren war das, als der Chauffeur des damaligen Unternehmenschefs Hans Freudenberg sich Gedanken darüber machte, wie er beim Chauffieren staubfrei bleibt.

Das vor 170 Jahren als Gerberei gegründete Unternehmen hatte seit den 1930er Jahren Vliesstoffe entwickelt, die als Trägermaterial für die Kunstlederproduktion gedacht waren. Der Chauffeur fixierte es vor dem Lüftungseinlass des Autos. Hose und Schuhe blieben fortan sauber.Der Vorläufer des Freudenberg- Partikelfilters war geboren.

Aktivkohlebrösel mit der Speicherfläche eines Fußballfelds

Heute filtern sie vieles mehr: Feinstaub beispielsweise, Partikel, Gase, Gerüche und Allergene.

„Die Grundlage der Filter ist meist ein Spinnvlies. Dazu wird synthetisches Granulat zu Endlosfasern aufgeschmolzen und miteinander versponnen“, erklärt Werkleiter Kennel. Der zusätzliche Schutz gegen Gase und Gerüche wird durch den Verbund mit Aktivkohle erzielt. „Wir nutzen Aktivkohle aus Kokosschalen“, sagt der technische Betriebswirt und Maschinenbautechniker und greift in die schwarzen Brösel.

„Sie ist wie ein Badeschwamm mit vielen kleinen Verästelungen. Vier Gramm haben die Oberfläche eines Fußballfelds. Das heißt, die Aktivkohle kann unheimlich viel Gase und Verschmutzungen aufnehmen.“

Die Produktionsanlage spult eine weiße Rolle ab: das Spinnvlies. Dabei wird heiße Luft durch zuvor aufgetragene Aktivkohle geführt. So angeschmolzen klebt das Vlies, und die Kohle haftet. Noch eine Schicht Vlies obendrauf, fertig ist das Aktivkohlelaminat.

Wie alle anderen Filterstoffe wird es jetzt noch in Plisseeform gefaltet – zum Beispiel durch den „High Speed Pleater“, zu Deutsch Hochgeschwindigkeitsfalter. Dann wird es gerahmt und zugeschnitten.

Neben dem Autoinnenraumfilter bietet Freudenberg Filter für Brennstoffzellen, Motorzuluftsysteme und Landmaschinen zum Schutz gegen Pflanzenschutzchemikalien. Die gut 3.000 Mitarbeiter der Filtersparte statten auch Industrieanlagen und Konsumgüter aus.

„Raumluftreiniger sind ein stark wachsendes Geschäft“, sagt Zillmann mit Blick auf Feinstaubdebatte und Gesundheitsprobleme durch Luftverschmutzungen.

Mikrofasern halten Feinstaub ab

Das Unternehmen antwortet mit Weiterentwicklungen. Zum Beispiel die einer Mikrofaserauflage aus zwei bis drei Mikrometer dicken Endlosmikrofasern – ein Haar hat einen Durchmesser zwischen 60 und 80 Mikrometern.

Verbunden mit dem Filtervlies halte die Auflage nahezu 100 Prozent Feinstaub auf, wie Kennel erklärt. Und für Allergiker hat Freudenberg einen Vliesstoff mit Fruchtextrakt-Imprägnierung entwickelt, die die Allergene neutralisiert.

Antworten muss Freudenberg auch auf Marktveränderungen finden, ausgelöst etwa von Digitalisierung oder E-Mobilität. „Der Wandel zum E-Antrieb ermöglicht neue Platzpotenziale für Innenraumfilter“, sagt Zillmann. „Das gibt uns die Möglichkeit, leistungsstärkere Lösungen zu entwickeln.“

Im Hier und Jetzt schwenkt ein Roboterarm einen Filter durch die Luft. An acht Stationen schneiden, bekleben, bedrucken, prüfen und konfektionieren Roboter das Produkt. Die künstliche Intelligenz ist der jüngste Neuerwerb in Kaiserslautern.

Ein logischer Schritt in einer Werkumgebung, in der Produkt und Maschine zunehmend über Codes kommunizieren.

Mit ihnen bleibt den Menschen mehr Zeit fürs unveränderte Ziel: reine Luft – für staubfreie Chauffeurhosen, vor allem aber für ungestörtes Durchatmen.

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