Ulm. Die Flut-Katastrophen in diesem Sommer haben es gezeigt: In Notsituationen durch Überschwemmungen, Unfälle oder Brände zählt für die Helfer jede Sekunde: Wo sind Personen? Wie können sie gerettet werden? Besteht Explosionsgefahr? Feuerwehren brauchen schnell einen Überblick. Innovative Technologien werden dabei immer wichtiger. Das Unternehmen Magirus aus Ulm, einer der weltgrößten Hersteller von Feuerwehrtechnik, läutet eine neue Ära in der Einsatz-Koordinierung ein – mit Vernetzung.

Was viele schon aus der Industrie 4.0 kennen, nämlich dass Maschinen miteinander kommunizieren und eine Vielzahl von Daten liefern, hilft künftig auch Einsatzkräften beim Retten von Menschenleben.

Drohnen-Bilder abrufen, Einsatzkräfte lotsen

Die Innovation von Magirus heißt „TacticNet“ und sieht in der Praxis so aus: Bei den Einsatzleitern laufen auf einer Art Spezial-Tablet in Echtzeit und per Livestream alle wichtigen Informationen zusammen – etwa die Position der Fahrzeuge und Einsatzkräfte, Bilder von Kamera-Drohnen und Kartenmaterial von der Umgebung. Das erleichtert die Lagebeurteilung erheblich. Mit den Infos können die Einsatzleiter zum Beispiel schnell gefährliche Sperrgebiete festlegen oder Kräfte an bestimmte Stellen lotsen. Ob es am Einsatzort ein Funkloch gibt, ist unerheblich: Das System funktioniert über ein eigenes WLAN.

Digitalisierung zieht sich bei Magirus durch die ganze Produktpalette: Die neuesten Löschfahrzeuge übertragen live Daten wie Pumpendruck und Füllstände und auch die Info, ob alle im Innenraum verstauten Atemschutzsysteme einsatzbereit sind. Die neuesten Drehleitern sind ebenfalls vernetzt und lassen sich leichter und millimetergenau steuern, sogar bei schlechter Sicht oder Wind aus wechselnder Richtung.

Die Aufgaben der Feuerwehren werden immer komplexer

Mit den Innovationen reagiert das Unternehmen auf die „deutlich gestiegenen Herausforderungen“ der Feuerwehren: Sie sind heute Spezialisten für verschiedenste Probleme vom Verkehrsunfall bis zur Flut-Katastrophe, wie die aktuellen Geschehnisse uns schmerzlich vor Augen führen. Dabei müssen sie sich mit Hightech in Gebäuden und Fahrzeugen auskennen.

Das Unternehmen Magirus, das allein in Ulm rund 1.500 Mitarbeiter hat, gibt es schon seit 157 Jahren. Sein Gründer Conrad Dietrich Magirus hat die fahrbare Feuerleiter erfunden. Der seit Juli neue Geschäftsführer Thomas Hilse sagt: „Wir werden dafür sorgen, dass wir den Feuerwehren in Zukunft genauso erfolgreich dienen, wie wir es seit 1864 getan haben.“

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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