Profine gehört zu den Hidden Champions, die kaum „versteckter“ sein könnten. Wann immer man durch ein Fenster schaut, hat man mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Profine-Produkt gesehen, ohne es wahrzunehmen. Denn die Pirmasenser sind einer der führenden Hersteller von Fensterprofilen aus Kunststoff. Also jener Rahmen, die die Glasscheibe mit dem Mauerwerk verbinden und verantwortlich für zentrale Eigenschaften jedes Fensters wie die Wärmedämmung sind. So „hidden“ Profine ist, so sehr ist das Unternehmen auch Champion: 700 Millionen Euro Umsatz haben die weltweit 3.500 Mitarbeiter der Gruppe zuletzt erwirtschaftet, 450.000 Tonnen Profile kann Profine jährlich fertigen.

Kunststoff dominiert den Fenstermarkt

Allein am größten Produktionsstandort Pirmasens arbeiten 1.100 Beschäftigte in Entwicklung, Produktion und Verwaltung an den Profilen der nächsten Generation. Ein anspruchsvoller Prozess, wie schon aus der Vogelperspektive über die riesige Fertigungshalle klar wird. „Wir verstehen uns nicht nur als Extrudeur von Stangen. Wir sind Systemgeber“, betont der geschäftsführende Gesellschafter Peter Mrosik. Extrusion bezeichnet die letzte Stufe in der Profilfertigung. Die geschieht vereinfacht dargestellt so: Zunächst wird eine streng gehütete PVC-Formel gemischt. Sie gelangt in die Vorratsbehälter der mehr als 100 Extruderlinien und wird eingeschmolzen. Jede Linie hat ein Kaliber, eine Art fünf Meter lange Spritztülle aus Edelstahl, die den Profilen ihre Form gibt: Im Vakuum wird die Masse abgekühlt und durch die gefrästen Kanäle gezogen.

Am Ende liegen Profile, die mal mehr, mal weniger Kammern haben, je nach geforderter Dämmleistung, und auch in der Tiefe variieren. Nur gleich lang seien die Profile alle, erklärt Christian Amling, als COO in der Profine-Geschäftsführung zuständig für Produktion und Technik: „Die Extruderlinien sind 18 Meter lang und produzieren Profile von 6,50 Meter Länge. Das ist ideal für die Fensterfertigung beim Kunden.“ In Gebinde abgepackt, warten stets mehrere Hundert Kilometer Profile auf ihren Abtransport.

Profine hat 1954 mit der Fertigung von Kunststoffprofilen begonnen, als diese bei Fenstern noch eine Nebenrolle spielten. Das hat sich gedreht. Von 60 Prozent Marktanteil in Deutschland und bis zu 80 Prozent in anderen Ländern weiß Ralf Grewenig, Leiter Qualitätsmanagement. Er erklärt die Vorteile des Werkstoffs PVC: „Er ist witterungsbeständig und farbecht, er ist mechanisch super zu bearbeiten.“ Profine-Kunden können Profile kürzen oder für große Fenster und Schiebetüren zusammensetzen, sie auch im Wortsinne rund machen.

„Unsere Kompetenz steckt in jedem Produkt“

Mit den drei Marken Kömmerling (bekannt von den Mainz-05-Trikots), KBE und Trocal ist Profine global vertreten. Dabei variieren die PVC-Mischungen etwa aufgrund der regionalen UV-Strahlung. Und auch die Komplexität eines Profils unterscheidet sich zum Beispiel in Ländern, wo Fenster noch mit einer Glasscheibe auskommen. Gleichwohl gilt für Mrosik: „Unsere Kompetenz steckt in jedem Produkt, von der Mischung über den Werkzeugbau bis zu Extrusion und Qualitätssicherung.“

Besonderes Augenmerk gilt der Nachhaltigkeit. Als Pionier hat Profine ab den 90ern den Stabilisator Blei aus seinen Produkten verbannt. Im Frühjahr 2018 erhielt das Unternehmen als erster Profilhersteller die Auszeichnung für „Null Granulatverlust“, also dafür, dass kein Rohstoff in die Umwelt gelangt. „Und beim Recycling gibt es einen geschlossenen Kreislauf“, erklärt Amling: Die beim Einfahren der Maschine entstandenen Profile werden eingeschmolzen, alte Kunststofffenster ebenfalls. Haben Kunden Verschnitt beim Fensterbau, wird auch der eingesammelt und geht zurück an Profine.

„Wir haben an allen Standorten viel in solche Themen investiert“, berichtet Stefan Schäfer, in der Geschäftsführung verantwortlich für Produkte und Marketing. Sogar an einem Forschungsprojekt mit Biokunststoffen beteiligt man sich, nicht zuletzt angesichts von Diskussionen über eine Plastiksteuer. „Da sind wir von Profilen noch weit entfernt“, sagt Schäfer. „Aber das sind wichtige Schritte zur Zukunftssicherung.“


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