Remscheid. Wenn Bernd Schniering den Hype um die Digitalisierung betrachtet, muss er schmunzeln: „In unserem Unternehmen haben wir damit schon vor über 30 Jahren begonnen.“ Der Geschäftsführer von Schumacher Precision Tools, einem mittelständischen Hersteller von Gewindebohrern, hat die Firma über Jahrzehnte an die Spitze der Digitalisierung in Deutschland geführt.

Unternehmen treibt mit weltweitem Netzwerk technologischen Wandel voran

Der Clou: Das Familienunternehmen hat schon lange eine eigene Gesellschaft für angewandte Prozesslenkung (GAP), um in Partnerschaft mit Ministerien, Wirtschaft und einem weltweiten Netzwerk aus Hochschulen die Digitalisierung voranzutreiben. GAP entwirft Ideen, das Unternehmen testet sie in der Praxis. Schniering ist von beiden der Chef.

Dank der Digitalisierung kann die Firma präzise Produkte in zuverlässiger Qualität herstellen. Als sich Mitte der 1980er Jahre die Variantenzahl der Gewindebohrer sprunghaft erhöhte, stiegen im Unternehmen die Kosten jenseits der reinen Produktion: mehr Papierkram, mehr Rückfragen. Dabei waren die Arbeitsvorgänge an sich immer dieselben.

Gemeinsam mit der Technischen Hochschule Aachen machte sich das Unternehmen daran, diese Kosten zu senken. Arbeitsschritte wurden analysiert – und dann Standards entwickelt, um nicht für jedes neue Produkt das Rad neu erfinden zu müssen.

Vor 30 Jahren kostete ein simpler Server 100.000 Mark

Schniering erzählt: „Damals kostete ein Server mit heute lächerlichen 200 Megabyte Speicher 100.000 Mark.“ Zudem investierte die Firma siebenstellige Beträge in eine eigene Software. Heute dauert der Entwurf eines neuen Gewindebohrers als 3-D-Modell nur noch drei Minuten statt wie zuvor mehrere Tage.

Alle Abteilungen sind digital vernetzt. Und Schniering, mit seiner Firma Vorreiter bei der Digitalisierung, kann gute Zahlen vorweisen: 2018 erreichte der Umsatz 10 Millionen Euro; er wächst jährlich mit zweistelligen Prozentraten. Die Zahl der Mitarbeiter beträgt 140.

Remscheider planen Institut für Digitalisierung

Schniering: „Die Digitalisierung gibt uns die Möglichkeit, unsere Abläufe arbeitsteilig mit anderen Unternehmen zu synchronisieren. Und so die Kosten zu senken.“

Den nächsten Coup plant Schniering bereits: ein Institut für Digitalisierung in einem Kubus aus Glas auf dem Werkgelände. Es soll Seminarräume für andere Mittelständler mit direktem Praxisanschluss an die Produktion geben. Und natürlich sollen auch die eigenen Mitarbeiter davon profitieren.