München. Eine Stunde Verspätung, weil der Zug mal wieder einen technischen Defekt hat? Das könnte bald der Vergangenheit angehören. Zumindest, wenn es nach Knorr-Bremse geht. Denn auch für den Weltmarktführer für Bremssysteme gilt das Motto: Die Zukunft ist digital!

Das Unternehmen aus München stattet Lokomotiven und Schienenfahrzeuge mit intelligenten Assistenzsystemen aus. Die helfen einerseits, Energie zu sparen, andererseits optimieren sie Wartungsabläufe – der Zug fällt daher seltener aus.

Kühlt die Klimaanlage nicht, bekommt der Mechaniker einen Hinweis

Für den Fahrgast hat die schöne neue Zug-Zukunft weitere Vorteile. Er muss sich zum Beispiel im Zug nicht mehr über Klimaanlagen ärgern, die nicht funktionieren. Denn die digitalen Helfer erkennen frühzeitig, wenn da etwas nicht stimmt – und melden es. Mechaniker können dadurch so einen Mangel schnell beheben. Wie funktioniert das in der Praxis? Fangen wir beim Thema Energiesparen an und steigen mit ins Führerhaus: Dort steht ein kleiner Kasten, das Fahrerassistenzsystem „iCOM Assist“.

Es schlägt dem Lokführer vor, wie schnell der Zug auf dem aktuellen Streckenabschnitt fahren soll. Der intelligente Kasten hat dabei den Fahrplan im Blick, sodass der Zug sowohl effizient als auch pünktlich unterwegs ist. Das System vermeidet zudem starkes, energieintensives Beschleunigen. In Güterzügen kommt es bereits zum Einsatz.

12 Prozent weniger Energie verbrauchen Züge mit smartem Fahrerassistenzsystem

Knorr-Bremse arbeitet schon am nächsten Schritt: Das System zieht Echtzeitdaten hinzu. Fährt etwa weiter vorne auf dem gleichen Streckenabschnitt ein langsamerer Zug, kann der dahinter fahrende schon frühzeitig die Geschwindigkeit drosseln. Laut Unternehmen lassen sich so bis zu 12 Prozent Energie sparen.

In einem weiteren Projekt haben die Münchener Ende 2018 fünf Stadtbahnen in Düsseldorf mit einer digitalen Plattform ausgestattet. Das System greift auf zahlreiche Sensoren im Zug zu: Drücke, Temperatur und Geschwindigkeit etwa.

Und es geht darum, ob die Hydraulik der Bremsen noch einwandfrei funktioniert. Falls nicht, bekommen die Mechaniker in der Werkstatt sofort eine Mitteilung per Funk. Somit ist vorausschauende und kostengünstige Wartung möglich, der Austausch von Fahrzeugteilen richtet sich nach dem erkannten Verschleißgrad.

Christian Schreiber
Autor

Unser freier Autor Christian Schreiber ist als Journalist in Baden-Württemberg, Bayern und der Welt unterwegs. Wirtschaftsthemen fesseln ihn seit seiner Jugend. Der Allgäuer, der in Augsburg Medien und Kommunikation studierte, hat die Berge in sein Herz geschlossen und auch sie zum Gegenstand der Berichterstattung gemacht.

Alle Beiträge des Autors