Berlin. Zugegeben, das klingt erst mal ein bisschen verrückt: freiwillig mehr in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen?! Fast ein Zehntel vom Bruttolohn landet ja sowieso in der Rentenkasse, ob man will oder nicht … Aber zum einen ist zusätzliche Altersvorsorge sowieso sinnvoll. Zum anderen können sich zusätzliche Einzahlungen aufs persönliche Rentenkonto durchaus lohnen. Und für Menschen ab 50 gibt es da einen Trick, der sich aktuell besonders rechnet.

Zunächst muss man wissen: Nach  Modellrechnungen der Deutschen Rentenversicherung Bund liegt die Rendite längerfristig bei 2 bis 3 Prozent – wenn das gesamte Leistungspaket berücksichtigt wird (also zum Beispiel auch die relative Absicherung des Erwerbsminderungsrisikos sowie die Hinterbliebenenrenten). Verschiedene andere Studien kommen auf ähnliche Werte.

Zusätzliche Rentenpunkte sind jetzt günstiger als vor zwei Jahren

Von einem „Trick“ sprechen Experten, weil die freiwilligen Zahlungen von Menschen ab 50 eigentlich nur als „Ausgleichsbeiträge“ für Leute gedacht waren, die früher in Rente gehen wollen: Mit Extra-Zahlungen lassen sich die bei der Frührente meistens fälligen Abschläge ausgleichen. Tatsächlich darf aber fast jeder Beschäftigte solche Zahlungen leisten – und wenn man dann ganz normal in Rente geht, ist diese automatisch entsprechend höher. Den Abschlagsausgleich nutzen zunehmend mehr Menschen: 2012 waren es erst 933, im Jahr 2020 schon 35.000:

Warum aber sind zusätzliche Rentenpunkte derzeit besonders günstig einzukaufen? Das liegt daran, dass das Durchschnittsentgelt aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten coronabedingt etwas niedriger ist als früher. „Wer zum Beispiel jetzt eine Ausgleichszahlung von 8.200  Euro leistet, bekommt dafür später rund 39  Euro mehr Rente im Monat“, erklärt Dirk Manthey von der Deutschen Rentenversicherung Bund. „2020 bekam man für die gleiche Ausgleichszahlung nur 36 Euro mehr Rente.“

Der Trick lohnt sich allerdings vor allem dann, wenn man ziemlich alt wird. Das zeigt eine überschlägige Rechnung ohne Zinsen: Die im Beispiel extra gezahlten 8.200  Euro hat man nach 17,5 Jahren Rentner-Dasein wieder reingeholt. In der Praxis sieht es aber besser aus, denn die Renten steigen ja normalerweise jedes Jahr. Für die jetzt per Sonderzahlung gesammelten Extra-Rentenpunkte bekommt man später also ziemlich sicher mehr als die 39  Euro, mit denen derzeit amtlich gerechnet werden muss.

Extra-Zahlungen können die Steuerlast senken

Außerdem verringern Rentenbeiträge die Steuerlast – das gilt auch für die freiwilligen Beiträge. Es kann daher steuerlich sinnvoll sein, eine hohe Sonderzahlung auf mehrere Jahre zu verteilen! Andererseits muss man die Rente selbst später versteuern, und sie ist krankenkassen- und pflegekassenbeitragspflichtig.

Letztlich geht es bei dem Trick also um eine Art ganz persönliche Wette auf ein möglichst langes Leben. Je mehr Lebensjahre man als Ruheständler hat, desto besser geht die Rechnung auf. Zurückholen kann man freiwillige Zahlungen übrigens nicht: Die Rentenkasse ist eben kein Sparstrumpf, sondern eine sehr langfristige Geldanlage.

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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