Kirkel. Eines der ältesten Handwerke überhaupt ist die Seilerei: Erste Abbildungen von einfachen Seilen sind bereits auf 20.000 Jahre alten Höhlenbildern zu finden. Am anderen Ende des historischen und technischen Spektrums: die Drahtseile, die das Unternehmen Casar im saarländischen Kirkel verlassen. Dort entstehen extrem belastbare Hightech-Produkte, die in der ganzen Welt zum Einsatz kommen.

Ein Blick in die Fertigung lässt aber durchaus auch Assoziationen an frühere Zeiten entstehen. So ähneln die großen Maschinen hier beispielsweise denen an der Hamburger Reeperbahn, auf der die sogenannten Reepschläger früher Schiffstaue herstellten. „Die grundlegende Technik hat sich nicht sehr verändert“, bestätigt Markus Stieren, Werkleiter im Casar Drahtseilwerk Saar – „allerdings ist das Material bei uns anders.“

In einem Stahlseil stecken mehrere Hundert Einzeldrähte

Für ein massives Drahtseil werden erst Einzeldrähte um einen zentralen Draht geschlagen, wodurch eine sogenannte Litze entsteht. Anschließend werden diese Litzen um eine Stahleinlage geschlagen, das „Herzseil“. So entsteht letztlich ein flexibles und dennoch sehr tragfähiges Seil, in dem dann mehrere Hundert Einzeldrähte verarbeitet sind. So ein hochfestes Drahtseil kann tonnenschwere Lasten bewegen. Und genau darauf liegt in Kirkel die Betonung: „Wir bauen keine statischen Seile“, sagt Stieren, „unsere Seile sind sogenannte laufende Seile – immer in Bewegung.“ Als Beispiel nennt er den Einsatz in Kränen etwa von Liebherr oder Manitowoc, in Schiffshebewerken oder im Bergbau.

Unsere Seile sind sogenannte laufende Seile – sie sind immer in Bewegung! Markus Stieren, Casar Drahtseilwerk Saar

Casar, das seit 2007 zur US-Gruppe WireCo gehört, liefert pro Jahr 11.000 Tonnen an Seilen in Spitzenqualität, zu entsprechend hohen Preisen. Es sei vor allem das Know-how der rund 320 Mitarbeiter am Standort, das einen Wettbewerbsvorteil verschaffe, erklärt der Werkleiter. Denn viele Seile würden nach Kundenwunsch entwickelt – und jede einzelne Maschine müsse für die jeweils spezifischen Anforderungen genau eingestellt werden.

In Sachen Haltbarkeit kann Casar auf mehrere Rekorde verweisen

Wie gut ein Seil ist, zeigt sich letztlich erst im Einsatz. Bewegte Stahlseile im Dauerbetrieb sind erheblichen Belastungen ausgesetzt: Sie müssen hohe Gewichte tragen oder ziehen, laufen immer wieder über Rollen, werden gebogen, gedreht, gedrückt. „Es ist normal, dass dabei einzelne Drähte brechen – die Frage ist aber, wie viele Drähte über die Zeit versagen“, sagt Stieren. Ist die kritische Zahl überschritten, muss ein Seil ausgetauscht werden. Und weil dann ein Kran oder gar ein ganzes Bergwerk stillsteht, lässt man sich die lange Haltbarkeit gerne etwas kosten.

Casar kann da auf mehrere Rekorde verweisen. So hat ein Seil von der Saar im slowakischen Braunkohlegebiet Prievidza die Lebensdauer von zehn Jahren erreicht, mit fast 660.000 Zyklen und einer Fördermenge von mehr als zwölf Millionen Tonnen. Und das Seil ist weiterhin in Betrieb.