Zu Lebensmitteln hat Philippe Rosiefsky eine klare Haltung. „Sie sind wertvoll und dürfen nicht verschwendet oder gar weggeworfen werden“, sagt er. In seiner Freizeit engagiert er sich deshalb als Food Saver, hat eine Facebook-Gruppe gegründet und rettet mit Gleichgesinnten regelmäßig Lebensmittel vor dem Müll.

Seit rund zweieinhalb Jahren arbeitet der 32-Jährige bei Desma Schuhmaschinen in Achim bei Bremen. Die Firma ist ein führender Hersteller von Fertigungsanlagen für die globale Schuh-Industrie und höchst erfolgreich im Bereich „Direktansohlung“. In diesen hochkomplexen Anlagen wird flüssiger Kunststoff direkt an den Schaft gespritzt, was eine Fertigung im Zehn-Sekunden-Takt ermöglicht.

Der gelernte Schlosser Rosiefsky arbeitet im „Customer Service Center“ des Unternehmens. Dort werden Prototypen und Kleinserien für Kunden gefertigt und neue Produktionsverfahren getestet.

Rosiefsky: „Die Kunden können bei uns ihre Ideen in die Praxis umsetzen und verschiedene Schuhformen, Farben, Materialien und Schäfte testen, ohne die eigene Produktion zu blockieren.“

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Er baut die Musterschuhe zusammen und achtet darauf, dass die einzelnen Arbeitsschritte so erfolgen, dass der Schuh am Ende den hohen Ansprüchen der Kunden genügt. Hin und wieder schult er auch Mitarbeiter von Kunden auf Desma-Maschinen und ist bei der Endmontage in den Werken der weltweiten Kundschaft unterwegs.

„Ein spannender und höchst abwechslungsreicher Job, den ich wirklich gern mache“, sagt Rosiefsky, der trotz seines jungen Alters schon einiges erlebt hat.

Bevor er zu Desma kam, hatte der gebürtige Bremer eine Ausbildung zum Schlosser in seiner Heimatstadt absolviert und war danach für mehrere Jahre auf Zeitarbeitsbasis für verschiedene Unternehmen in Norddeutschland tätig.

Vor viereinhalb Jahren zog ihn die Liebe dann in den Speckgürtel Bremens. In Achim fand er nicht nur sein persönliches Glück, sondern auch Anerkennung im Beruf und das Betätigungsfeld, das ihn zurzeit neben dem Job am meisten beschäftigt: die Rettung von Lebensmitteln.

Fleisch kommt ihm nicht mehr auf den Teller

„Seit ich auf Fleisch und tierische Erzeugnisse in meiner Ernährung verzichte, hat sich mein Bewusstsein für Lebensmittel sehr gewandelt“, sagt Rosiefsky. Weil er das Prinzip des Foodsharing aus Bremen bereits kannte, baute er auch in Achim eine solche Gruppe auf.

„Foodsharing bedeutet, dass Lebensmittel vor dem Wegwerfen gerettet und an Menschen verteilt werden, die sie gebrauchen können“, erklärt er. Kurzerhand gründete er eine Facebook-Gruppe in Achim, die schnell zahlreiche Mitglieder fand.

Rosiefsky: „Heute haben wir Menschen dabei, die in ihrer Freizeit zu Supermärkten fahren und von dort Lebensmittel abholen, die sonst in den Müll gewandert wären. Sie werden dann an bestimmten Verteilern bereitgestellt und von den Interessenten abgeholt.“ Aber nicht nur Essen von Restaurants oder Supermärkten wird gerettet, auch Privatleute geben zu viel gekaufte Lebensmittel ab.

Rosiefsky betont, dass in seiner Food-Saver-Gruppe jeder mitmachen kann – im Unterschied zu den bundesweit tätigen Tafeln für sozial Schwache. Denn: „Wir machen das nicht, um Bedürftige zu unterstützen, sondern um der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken.“

Lothar Steckel
Autor

Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.

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