Regensburg/Donauwörth. Sich einfach irgendwo bewerben, ohne zu wissen, was die Firma macht? Das kam für Luis Dobler nicht infrage. Im Gegenteil: Der pfiffige Student war bestens informiert, als er sein duales Studium bei der Maschinenfabrik Reinhausen (MR) in Regensburg begonnen hat. Den Betrieb kannte er schon gut aus dem Praktikum an der Fachoberschule. Kernprodukt sind Stufenschalter, sie regeln die Spannung von Transformatoren und sorgen für störungsfreie Stromversorgung.

Als dualer Student steigt Dobler nun tiefer in die Materie ein. Er ist im dritten Semester, studiert Mechatronik an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) in Regensburg. Das Verbundmodell, für das er sich entschieden hat, kombiniert das Studienfach passend mit einer praktischen Berufsausbildung zum Mechatroniker im Betrieb.

Das duale Doppel ist im Freistaat beliebt, bei jungen Leuten wie bei Partner-Unternehmen. Viele von ihnen stammen aus der Metall- und Elektro-Industrie (M+E), gut ausgebildete Fachkräfte sind hier gesucht. aktiv stellt zwei Studierende aus den Unternehmen MR und Airbus Helicopters vor.

„Eine klasse Kombination“, lobt Luis Dobler das duale Modell. Nach der Schulzeit kam ihm praktische Arbeit mit Metall und Elektronik gerade recht. Im Ausbildungszentrum von MR verbrachte er so sein erstes duales Studienjahr. „Drehen, fräsen, schweißen, da kann man nach dem Abi erst mal runterkommen“, findet er. Eins seiner ersten Projekte war die Programmierung eines Mini-Aufzugs, ganz in seinem Sinn. „Was bauen und verdrahten, das ist genau mein Ding“, so Dobler.

Weil es so gut läuft: MR verdreifacht die Zahl der Plätze

Die Praxiskenntnis hilft ihm an der Hochschule, wo es mit dem dualen Studium planmäßig weitergeht. MR hat pro Jahr vier dual Studierende, will die Zahl verdreifachen – „weil die Nachfrage aus den Abteilungen nach diesen top ausgebildeten jungen Leuten so hoch ist“, wie MR-Ausbilder Markus Haneder sagt.

Klar, wenn andere Semesterferien haben, arbeiten dual Studierende im Betrieb. Dobler findet die Doppelbelastung nicht schlimm, schließlich werde man auch dafür bezahlt: „Bei einem Unistudium würde ich auch nebenher arbeiten, nicht nur in der vorlesungsfreien Zeit.“

Zeit für Freizeit und Freunde bleibt also genug. Dobler geht gern wakeboarden auf der Donau oder bouldern. Sein Betrieb nimmt ihm zudem viel Organisatorisches ab, etwa für den Auslandseinsatz in den USA bei MR in Tennessee. Gute Aussichten, findet Dobler: „Da freu ich mich schon drauf.“

Ein „Mädchen für Technik“-Camp brachte die Studentin zum Ingenieurberuf

Auch Melissa Hammerschmitt, die im gleichen Alter ist, hat mit dem dualen Studium ins Schwarze getroffen. Besser gesagt ins Blaue. Schon als Kind hat sie Flugzeuge am Himmel beobachtet, wollte alles übers Fliegen wissen. „Luftfahrt ist mein Traumberuf“, sagt die duale Studentin vom Hubschrauberhersteller Airbus Helicopters in Donauwörth. Das wusste sie schon mit zwölf. Den entscheidenden Anstoß gab die Teilnahme an einem „Mädchen für Technik Camp“. Das Projekt gibt es bis heute (siehe Bericht auf Seite 4). Es zeigt Mädchen Technikberufe und wirbt für weiblichen Nachwuchs in der M+E-Industrie. Ziel erreicht, kann man im Fall der Studentin nur sagen: „In der Campwoche habe ich beschlossen, dass ich im Beruf was mit Technik machen will.“

Das hat geklappt. Vor Kurzem hat die junge Frau ihren Bachelor in Luft- und Raumfahrttechnik gemacht. Jetzt startet sie ihre Karriere als Ingenieurin bei Airbus, Sparte Helikopter, ihrem Partner aus dem dualen Studium.

Ein weiteres Projekt zur Berufsorientierung für Mädchen war für ihren Weg entscheidend. Beim „Forscherinnen-Camp“, das die bayerischen M+E-Arbeitgeberverbände bayme vbm seit Jahren fördern, kam sie bereits mit Airbus in Kontakt, beschäftigte sich dort eine Woche lang intensiv mit 3-D-Druck in der Luftfahrt. Das fand die damals 15-Jährige spannend. „Das Camp gab für mich den Ausschlag, dass ich mich hier beworben habe“, sagt sie.

Die Absolventen sind sofort einsatzbereit

Gut drei Jahre dauerte ihr duales Studium. „Das erste Vierteljahr lernten wir in der Ausbildungswerkstatt gemeinsam mit den Fluggerätemechanikern“, so Hammerschmitt. Danach wechselten sich mehrmonatige Phasen im Werk und an der Hochschule immer wieder ab. „In dieser Zeit bin ich oft umgezogen“, so die Studentin. Kein Problem für sie. Vom Heimatort Aschaffenburg zog sie an den Airbus-Standort Donauwörth, von da weiter an die Hochschule Ravensburg, Außenstelle Friedrichshafen. Mit ihr arbeitet der Luft- und Raumfahrtkonzern im dualen Studium ebenso wie mit der Hochschule Augsburg zusammen. Zuckerl für Hammerschmitt war in diesem Frühjahr ein Aufenthalt in Südfrankreich, am Airbus-Standort Marignane.

Ihr Fazit: Betrieb und Studium ergänzen sich gut. Das duale Studium habe viele Vorteile, nicht nur, was die finanzielle Unterstützung in der Ausbildungs- und Studienzeit betrifft. Hammerschmitt hat auch ihren sicheren Platz im Betrieb. „Nach dem Abschluss bin ich sofort einsatzbereit. Schließlich kenne ich mich im Unternehmen aus.“

Duales Studium auf einen Blick

  • Die Studienform verzahnt Theorie und Praxis und hat sich an Bayerns Hochschulen für angewandte Wissenschaften etabliert. Das duale Studium wird seit Beginn von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) und den bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbänden bayme vbm gefördert. Es gibt zwei Modelle, die sich in Dauer, Inhalt und Aufbau unterscheiden.
  • Das Verbundstudium kombiniert ein akademisches Studium mit der Berufsausbildung im Unternehmen. Es dauert circa 4,5 Jahre und beinhaltet zwei Abschlüsse: Den Bachelor sowie einen kammergeprüften Beruf.
  • Das Studium mit vertiefter Praxis verbindet das Bachelor- (oder auch Master-)Studium mit intensiver Praxis im Betrieb. Es dauert insgesamt rund 3,5 Jahre.
  • Hochschule dual ist Bayerns Netzwerk für duales Studieren. Mit der vbw verleiht es 2023 bereits zum achten Mal den Dualissimo-Preis für die besten dualen Absolventinnen und Absolventen des dualen Studiums in Bayern.
  • Die Online-Plattform hochschule-dual.de informiert über die angebotenen dualen Studiengänge und sagt Unternehmen, wie sie Praxispartner werden können.
Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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