Aarbergen. Mehr als 850 Milliarden Liter Abwasser im Jahr reinigen allein in Hessen 687 öffentliche Kläranlagen. Dabei fast immer mit im Einsatz: Anlagen und Komponenten der Aqseptence Group in Aarbergen. aktiv sprach mit Baldassare La Gaetana, Vorsitzender der Geschäftsführung der internationalen Unternehmensgruppe.

Wofür steht der Name Aqseptence?

Aqseptence ist ein Kunstname, der sich aus den Begriffen aqua, separation und competence zusammensetzt. Er verweist damit auf unser Kerngeschäft und unsere fachliche Kompetenz in allen Bereichen. Zu unserer Gruppe gehören unter anderem die bekannten Marken wie Passavant, Roediger, Diemme Filtration und Johnson Screens. Durch sie sind wir einer der weltweit führenden Anbieter von Anlagen, Komponenten und Dienstleistungen im Bereich der Filtrations-, Separations- und Wassertechnologie und bedienen Kunden aus dem kommunalen sowie industriellen Sektor. Das Wasser, mit dem Sie Ihre Hände waschen, ist höchstwahrscheinlich durch eine unserer Maschinen gereinigt worden.

Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Beratung, Engineering und Dienstleistung gepaart mit exzellenter Technik, die wir selbst entwickeln. Hier in Aarbergen sind das zum Beispiel Siebe, Förderschnecken und Schieber, Anlagen für die Schlammbehandlung oder komplexe Pumpentechnologie. Wir unterstützen den gesamten Aufbereitungsprozess. Dieser beginnt beim Trennen von flüssigen und festen Stoffen. Es ist unglaublich, was in den Rechen und Sieben der Kläranlagen so alles hängen bleibt, von toten Tieren aus der Kanalisation bis hin zu Plastik und Hygieneartikeln. Und nicht zuletzt helfen wir unseren Kunden, ihre Wertschöpfungsprozesse zu verbessern.

Wie groß ist Aqseptence?

Wir sind weltweit mit 14 Werken präsent und beschäftigen knapp 1.500 Mitarbeiter, davon gut 200 in Aarbergen. Wie bereits erwähnt, setzen wir auf das Portfolio unserer bewährten Marken und hochmodernen Technologien. Durch sie sind wir stark in den jeweiligen Branchen und in den jeweiligen Regionen. Sauberes Wasser ist bei alldem unsere Mission.

Welche Rolle spielen dabei Ihre Mitarbeiter?

Klar: Ohne sie wäre das alles gar nicht möglich. Irgendwas machen wir wohl richtig, denn viele sind lange dabei - 40 und sogar 50 Jahre Betriebszugehörigkeit sind keine Seltenheit. Wir bilden selbst aus und setzen auf Eigengewächse, auch bei der Besetzung von Führungspositionen. Das gilt im Übrigen für alle unsere Standorte weltweit. Ich selbst habe auch mal bei Passavant hier in Aarbergen angefangen.

Können Sie denn noch alle Stellen besetzen?

Aktuell schon, aber es wird schwieriger. Wir haben eine Konzernstruktur mit einer überschaubaren Größe und flachen Hierarchien, sind in Hessen zu Hause und in der ganzen Welt unterwegs. Wer möchte, kann auch mal an andere Standorte wechseln. Das lockt Talente aus der Region und auch darüber hinaus an, egal ob es um Ausbildungsplätze oder andere Stellen geht. Die vielen Möglichkeiten, die jedem Einzelnen hier im Unternehmen offenstehen, haben auch mich bei meinem Vorstellungsgespräch überzeugt. Aarbergen ist zwar nicht der Nabel der Welt, jedoch bietet die Gegend im schönen Taunus eine hohe Lebensqualität bei gleichzeitig guter Verkehrsanbindung. Das genieße ich sehr. Über die A 3 ist man schnell am Frankfurter Flughafen, unserem Tor zur Welt.

Wollten Sie schon immer Chef werden?

Chef werden ist aus meiner Sicht kein Ziel. Ich wollte immer Dinge tun, die mir Spaß machen, und daraus ergab sich dann vieles. Ich habe schon immer gerne Verantwortung übernommen, war Klassensprecher, Schulsprecher, in der Politik und in Vereinen engagiert. Diese Einstellung legt man bei der Arbeit nicht ab. So ergeben sich Chancen, die man ergreifen kann.

Was regt Sie richtig auf?

Ich rege mich lieber ab, was bei italienischen Wurzeln nicht immer einfach ist. Aber aus einer Aufregung heraus zu agieren führt selten zu guten Ergebnissen. Und als Vorsitzender der Geschäftsführung bin letztlich ich für die Ergebnisse verantwortlich, egal ob Handelskonflikte, Brexit-Chaos oder was auch immer uns gerade in Atem hält. Und ansonsten versuche ich mich nicht aufzuregen, wenn neben Job, Ehefrau und drei Söhnen mein regelmäßiger Sport mal wieder ausfallen muss.

Zur Person

In der Produktion von Aqseptence in Aaarbergen: Firmenchef Baldassare La Gaetana vor einem Rechenkasten, in dem später Abwasser gesiebt wird.
Baldassare La Gaetana CEO von Aqseptence Bild: Scheffler
  • 1983 geboren in Pforzheim, verheiratet, drei Kinder
  • BWL-Studium Hochschule Pforzheim
  • 2010 Einstieg bei Bilfinger Water Technologies (BWT) in Aarbergen
  • 2011 bis 2016 Geschäftsführer von BWT Lugo und ab 2013 Carpi (Italien)
  • Ab 2015 Mitglied der Geschäftsführung der Aqseptence Group, Aarbergen
  • Seit 2018 Vorsitzender der Geschäftsführung (CEO) von Aqseptence
Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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