Lohr am Main. Fast so tief wie Käpt’n Nemo in der Nautilus: Für den Einsatz in bis zu 4.000 Meter Wassertiefe ist eine neue elektrische Baueinheit des Antriebs- und Steuerungsspezialisten Bosch Rexroth in Lohr am Main gedacht. Auf der Hannover Messe holte das Unternehmen mit seinem elektrischen Unterwasser-Aktuator den Industriepreis „Hermes“ für innovative Technologie. Mit der Erfindung aus Franken lassen sich Ventile unter Wasser energiesparend, einfach und sicher betätigen. Die Technik wird beispielsweise in Prozessanlagen zur Erdöl- und Gasförderung unter Wasser eingesetzt.

Die Technik wird in sensiblen Ökosystemen eingesetzt

„Solange die Gesellschaft auf diese Energieträger angewiesen ist, muss es darum gehen, sie möglichst umweltverträglich zu fördern“, so das Unternehmen. Das gelte insbesondere für Lagerstätten in sensiblen Ökosystemen wie der Tiefsee.

Die Neuentwicklung verbindet demnach Hightech mit Umweltschutz. Der Aktuator öffnet und verschließt Ventile unter Wasser elektrisch statt mittels Hydraulik. Dazu genügt ein Kabel für Stromversorgung und Datenübertragung. Auf kilometerlange Hydraulikleitungen kann man daher verzichten, was die Kosten senkt. Zudem gibt es weniger Energieverluste, die Betriebszustände lassen sich überwachen. Das wiederum bedeutet weniger Risiken für die Meereswelt.

Bosch Rexroth hat das System gemeinsam mit Ausrüstern und Betreibern von Offshore-Anlagen und Hochschulen entwickelt. Es besteht aus einem drucksicheren Behälter mit elektrischem Antrieb, Steuerung sowie einer Sicherheitsvorrichtung. Die Lösung hat eine ähnliche Größe wie herkömmliche Hydraulikzylinder, sie lässt sich auch nachrüsten.Auf den Aktuator warten weitere Einsätze. Er könnte künftig eine Rolle beim Speichern von Treibhausgasen in bereits geleerten Öl- und Gaslagerstätten am Meeresgrund spielen.

Aus dem Meer kommt vielleicht bald grüner Wasserstoff

Zudem könnte die Technik aus Franken bei der Herstellung von grünem Wasserstoff helfen. Windanlagen auf See erzeugen dabei Strom, stellen vor Ort den Wasserstoff her, der über Pipelines zur Küste geleitet wird.

Die Elektronik der Steuerung stammt übrigens aus der Automobil-Industrie. Lebensdauer des Aktuators: 25 Jahre. Vorerst ist also kein Tauchgang der Nautilus nötig.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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