Walkenried. Die Spezialisten der Perforator GmbH aus Walkenried im Harz gehen mit ihren Kunden unter die Erde. Mal nur wenige Meter, wenn unter Straßen, Häusern oder Plätzen Leitungen verlegt werden. Mal aber auch einige Tausend Meter, wenn irgendwo auf der Welt verborgene Öl- und Gasfelder gesucht werden. Dafür stellen sie Pressbohranlagen, Bohrgestänge und Bohrrohre her. Auch beim Brunnenbau, bei Geothermiebohrungen und bei Sprenglochbohrungen im Bergbau kommt immer öfter Perforator ins Spiel.

Bohrtechnologie: Es gibt viele Projektanfragen, aber zu wenige Fachkräfte

Seine 80-köpfige Belegschaft habe aktuell gut zu tun, sagt Geschäftsführer Johann-Christian von Behr: „Weil wir als Team sehr gut funktionieren – die Mannschaft brennt für diesen Job!“ So wie Sebastian Schwarzer: Der 46-jährige Bauingenieur leitet den Vertrieb für Pressbohrtechnik – und war für seinen Arbeitgeber schon auf vielen Kontinenten unterwegs. Zurzeit brummt das Geschäft auch in Deutschland. „Wir sind Teil der Energiewende“, erklärt er. „Die Aussichten sind super. Es gibt sehr viele Projektanfragen. Aber Anfragen sind noch lange nicht Aufträge. Und außerdem fehlt es unseren Kunden an Fachkräften.“ Eine Herausforderung sei auch die Bürokratie: „Es fehlt an Planungssicherheit, für uns als Zulieferer, aber auch für unsere Kunden. Wir sollen uns auf einen Berg von Arbeit vorbereiten und dafür die Projektteams vorhalten, wissen aber nicht, wann und mit wem wir das schaffen sollen.“

Er berichtet von neuen Ausbildungskonzepten, über die Perforator gemeinsam mit Kunden nachdenkt. Und von einer stärkeren Automatisierung. Digitalisierung, Datenverwaltung, Cloudspeicherung – das könnte den Fachkräftemangel zumindest mildern.„Aber Technik allein ist nicht alles. Wir brauchen auch Mitarbeiter, die Kunden vor Ort betreuen“, sagt Schwarzer. Er erinnert sich gern an seine beruflichen Anfangsjahre mit spannenden Auslandsreisen und fragt sich, warum heutzutage so wenig Interesse an diesen Aufgaben besteht. „Wo kann man Abenteuer erleben und wird dafür auch noch bezahlt?“

Der digitale Wandel in der Fertigung schreitet seit Jahren voran

Bohrtechnik ist Spitzentechnologie. Beim aktiv-Besuch in der Fertigung in Walkenried fallen die modernen Anlagen sofort ins Auge: Roboter schweißen und schneiden – und reichen dann gewaltige Rohre wie Mikado-Stäbchen weiter zum nächsten Arbeitsschritt. Trotzdem kann Perforator auf das handwerkliche Können seiner Facharbeiter nicht verzichten. „Bei uns spielen Mensch und Maschine optimal zusammen“, sagt Geschäftsführer von Behr. Er ist stolz darauf, wie sein Team in den vergangenen Jahren den digitalen Wandel in der Fertigung angenommen hat. „Meine Mitarbeiter sehen die Digitalisierung als Chance“, sagt von Behr. „Sie machen oft eigene Vorschläge, um bei uns die Automatisierung auszubauen.“ So schafft es Perforator, auch kleinste Stückzahlen auf dem Kostenniveau von Großserien zu fertigen.

Wohl jeder bei Perforator ist mit der Region familiär sehr eng verbunden. Zum Vorteil des Unternehmens: So bleibt das Wissen im Betrieb. Externe Fachleute sind dagegen nur schwer in den Südharz zu locken.

Perforator GmbH

  • Unternehmen: Die Perforator GmbH führt das traditionelle Kerngeschäft der Schmidt, Kranz & Co. Bergbautechnik weiter.
  • Produkte: Die 80 Beschäftigten sind Spezialisten für Bohrgestänge, Pressbohrtechnik, Injektions-technik, Schneidrollen und Zubehör für Anwendungen im Tunnel- und Bergbau.
Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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