Berlin. Die Knie leicht gebeugt, sicherer Stand, dann geht’s auf dem Skateboard die Halfpipe runter und hinten wieder hoch. Und nebenbei, als wär’s gar nix, plaudert der Mann ganz locker-flockig darüber, wie die Digitalisierung gerade die Welt auf links dreht.
Klingt wie ein Werbespot. Ist aber: Weiterbildung! Nämlich: ein Impulsvortrag zur Digitalisierung, abzurufen auf der Online-Bildungsplattform Masterplan.com. Der Mann auf dem Skateboard: TV-Promi Frank Thelen, bekannt aus „Die Höhle der Löwen“.
Berufliche Weiterbildung – bei dem Stichwort nahm man lange gedanklich ganz gern Reißaus: lange Seminare in schlecht belüfteten Räumen, Monologe, Frontalbeschallung. Doch das ändert sich gerade. Denn: Die Anbieter setzen immer mehr auf digitale Plattformen mit kurzen, knackigen Inhalten – Lernvideos, Webinare, Podcasts oder spielerische Wissensvermittlung.
Kurze Online-Formate stärken die Motivation
Laut einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln hat die Nutzung digitaler Lernangebote 2020 bei 36 Prozent der Unternehmen bereits zugenommen – auch wegen Corona. Doch nach einer Erhebung der Beraterfirma Hays wird die Nutzung von Webinaren oder Lernvideos auch zukünftig deutlich zunehmen – und zwar zulasten von Präsenzseminaren.
„Es gibt derzeit ein großes Interesse an solchen digitalen Angeboten zur beruflichen Weiterbildung“, bestätigt auch Nina Brandau, Referentin für Bildungspolitik beim Digitalverband Bitkom in Berlin. Und die Expertin nennt Gründe: „Fortbildungsformate, die man online absolvieren kann, machen die Lernenden zeitflexibler“, sagt Brandau. Kurze „Lern-Nuggets“ ließen sich schlicht besser in den Alltag integrieren. Das wiederum stärke die Motivation. „Und wenn die Inhalte dann auch noch gut gemacht sind, konsumiert man sie vielleicht auch gern mal nach Feierabend.“
Berufliche Weiterbildung in Eigenregie
Überhaupt scheint der Drang nach neuem Wissen durch die aktuelle Pandemiesituation nicht gebremst. Im Gegenteil. So beobachtet das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam seit Jahresbeginn einen enormen Zulauf bei seinen offenen Online-Kursen. Institutsdirektor Professor Christoph Meinel sieht Kurzarbeit oder Jobverlust an diesem Punkt sogar als Treiber der digitalen Weiterbildungsformen. „Betroffene setzen nun ihre Hoffnung auf virtuelle IT-Lernangebote, um ihr Beufsleben zukunftssicherer zu machen.“ Berufliche Weiterbildung, und das quasi in Eigenregie – insbesondere für digitalaffine Mitarbeiter offensichtlich eine normale Lerngewohnheit. Und überhaupt: Für Friedrich Menz, Experte bei der Beraterfirma Hays, hat die Gewöhnung an schnelle Verfügbarkeit nahezu aller Waren zu einer „Amazonisierung des Lernens“ geführt. „Der Wunsch, jederzeit Zugriff auf Lerninhalte zu haben, am besten vom Handy aus, wird immer selbstverständlicher“, so Menz.
Davon profitieren derzeit insbesondere kleine, flinke Anbieter wie eben Masterplan. Über 200 Unternehmen, darunter Audi, BASF und Siemens, nutzen die Plattform bereits für betriebliche Weiterbildung. „Das Geschäft zieht aktuell stark an. Langfristig wird Masterplan von der neuen Arbeitswelt profitieren“, freut sich Gründer Stefan Peukert.
Lernvideos in Kinoqualität, produziert im eigenen Filmstudio
Kontinuierlich baut das junge Unternehmen das Angebot aus, setzt dabei auf Lernvideos in Kinoqualität und Gamification-Elemente. Der Schwerpunkt der Kurspalette liegt deutlich auf Digitalthemen, aber auch Soft Skills wie Zeitmanagement und Stressprävention sind abrufbar. Neuerdings können Unternehmen auch eigene Inhalte einspielen – von der betriebsspezifischen Bedienung neuer Maschinen bis hin zu Sicherheitsunterweisungen. An Selbstbewusstsein zumindest scheint es den Gründern nicht zu mangeln. Das markige Credo des Start-ups: „Wir sind das Netflix für Weiterbildung.“