Gevelsberg. Nur ein einwöchiges Praktikum und kaum Werkstattunterricht – optimale Berufsorientierung sieht anders aus. Die Pandemie-Zeit hat es auch Michelle-Eileen Still nicht leicht gemacht, den Start in einen Beruf zu finden. Es hat aber gereicht, um zu zeigen, wo es ungefähr hingehen soll. Konkret ist es die Ausbildungswerkstatt von Altenloh, Brinck & Co (ABC) in Gevelsberg geworden.

Zur Unternehmensgruppe gehört die älteste Schraubenfabrik Deutschlands. Die Spax-Schrauben sind weltweit bekannt. Damit kann auch die Hagenerin was anfangen. „Ich wollte schon immer helfen, wenn mein Vater zum Beispiel Möbel aufgebaut hat. Da durfte ich mitschrauben, und später habe ich am Playstation-Controller rumgebastelt“, sagt die 18-Jährige. Was Handwerklich-Technisches sollte es also werden. Mit dem Fachabitur Maschinenbau in der Tasche schrieb sie Bewerbungen –ABC lud sie ein.

Dort erfuhr sie als Erstes, dass ausgerechnet Werkzeugmechaniker – ihr Wunschberuf – aktuell nicht gesucht wurden. Zerspanungsmechanik war das, was Ausbildungsleiter Hans-Jürgen Barth anbot. „Ich hatte den Eindruck, das ist das Richtige für sie“, erinnert er sich. Er brachte sie kurzerhand mit einem erfahrenen Azubi zusammen, der sie zwei Stunden lang herumführte, erklärte, zeigte, dass auch modernste Technik und Programmierung zum Beruf gehören. Und überzeugte. „Es war sehr hilfreich“, meint Michelle-Eileen, „ich habe da gar nicht mehr lange überlegt.“

Los geht’s mit der Feile am Schraubstock

Die ersten Wochen hat die angehende Zerspanungsmechanikerin hinter sich. Mit sieben anderen gewerblich-technischen Azubis ist sie gestartet. CAD-Programme und CNC-Maschinen stehen anfangs nicht auf dem Programm; es fängt mit Feilen an. „Eineinhalb Wochen habe ich für mein U-Profil gebraucht. Dann kam der Übungsblock“, sagt sie. Trotzdem: „Tatsächlich hat es Spaß gemacht.“

Zwei Monate sind die ABC-Azubis in der Werkstatt, dann geht es in die Fertigung. „Bei Michelle wird es der Betriebsmittelbau sein, der geplante spätere Einsatzbereich. Dort werden beispielsweise Ersatzteile für die Anlagen gebaut“, erklärt Barth.

Wechsel zwischen Werkstatt und Fertigung

In den nächsten dreieinhalb Jahren wird sie dann immer wieder in die Lehrwerkstatt wechseln, um die Grundfertigkeiten zu lernen oder für Projekte und Prüfungsvorbereitung. Sie wird nicht nur drehen, fräsen, bohren und schleifen, sondern auch mit den Schnittstellen zwischen Computer und Maschinen zu tun haben.

Michelle-Eileen ist sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Anfangs hatte ich ein bisschen Angst, in eine so große Firma zu kommen“, sagt sie. Aber die Freunde hätten ihr Mut gemacht und das Arbeitsklima sei super. Der erste Tag mit Willkommenskörbchen, Treffen der Azubis und Essen mit Geschäftsführung und Ausbildern hat den Einstieg leicht gemacht. Sie ist gespannt auf das, was jetzt kommt: „Ich lass mich überraschen.“

Infos zur Ausbildung bei ABC gibt es unter abc-ausbildung.de.

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Ich hab mich schon immer für Technik interessiert und wollte was Handwerkliches machen. Zerspanungsmechanikerin passt sehr gut.

Was reizt Sie am meisten?

Es ist toll, wenn man zur Arbeit kommt und immer ist gute Laune da. Dann macht es Spaß.

Worauf kommt es an?

Man muss sehr genau und sauber arbeiten. Und man braucht Geduld.

Hildegard Goor-Schotten
Autorin

Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie außerdem bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten

Alle Beiträge der Autorin