Köln. Wer darauf hofft, aufgrund der Corona-Pandemie demnächst ein Schnäppchen beim Wohnungskauf machen zu können, dürfte enttäuscht sein: Laut aktueller Studie der Immobilienexperten im Institut der deutschen Wirtschaft (IW) werden die Kaufpreise in den 50 größten deutschen Städten nur ganz leicht fallen. Umgekehrt bedeutet dies, dass Immobilienbesitzer keinen großen Wertverlust bei ihren Häusern oder Wohnungen befürchten müssen.
Wegen der Wirtschaftskrise stagniert derzeit auch der Wohnungsmarkt – potenzielle Käufer oder Mieter wie auch Anbieter von Immobilien zögern. Das zeigt sich etwa in der Entwicklung der entsprechenden Anfragen beim Internet-Suchportal Google: Seit Anfang März sind sie deutlich zurückgegangen.
Hauskauf-Interessenten stellen ihre Pläne jetzt oft zurück
Grund dafür sind neben den Kontaktbeschränkungen, die Besichtigungen erschweren, die wirtschaftlichen Unsicherheiten. Die Einkommen dürften für geraume Zeit stagnieren oder sogar leicht rückläufig sein. Und wer nicht weiß, ob und wie er künftig die Raten für einen Immobilienkredit oder auch eine höhere Miete zahlen kann, verschiebt die Pläne für einen Kauf oder einen Wechsel der Mietwohnung lieber erst einmal. Andererseits zögern auch Immobilienbesitzer, ihre Wohnungen neu zu vermieten, wenn der neue Mieter kein sicheres Einkommen vorweisen kann.
Dieses beidseitige Zögern deutet darauf hin, dass die Kaufpreise für Wohnungen zwar leicht sinken werden, aber nicht einbrechen. „Realistisch ist ein Preisrückgang zwischen 0 und 12 Prozent“, so der IW-Experte und Studienautor Professor Michael Voigtländer. Und wer Wohnungen vermietet, bekommt dafür womöglich etwas weniger Geld – muss aber vielleicht auch weniger Kreditzinsen zahlen. Schon jetzt deutet sich laut Voigtländer an, dass die langfristigen Zinsen weiter fallen könnten. Das macht Betongold gegenüber anderen Geldanlageformen attraktiver.
Nach wie vor gilt für Deutschland, dass besonders in Ballungsräumen in den letzten Jahren zu wenige neue Wohnungen entstanden sind. Wohnraum bleibt weiterhin knapp – und das heißt, dass die Preise im Großen und Ganzen auf dem bestehenden Niveau bleiben werden.
Mieter sind auch in der Coronakrise gut geschützt
Durch die Krise ändert sich also erst mal wenig auf dem Wohnungsmarkt. Was bedeutet das nun für Immobilienbesitzer und Mieter? „Selbstnutzer sind relativ safe, solange sie ihren Kredit bezahlen können“, sagt Voigtländer. Bestandsmieter seien ebenfalls gut geschützt. Zudem regeln neue Gesetze, dass Mieter auch dann nicht aus ihrer Wohnung ziehen müssen, wenn sie wegen der Corona-Krise ihre Miete nicht mehr zahlen können. Der Vermieter muss ihnen in diesem Fall einen Aufschub gewähren, die fällige Miete wird später nachgezahlt.
Die Absicht dahinter sei richtig, urteilt Voigtländer, das Instrument jedoch fraglich: Schließlich bedeutet diese Regelung für die Vermieter einen Einkommensverlust. „Zwei Drittel der Wohnungen in Deutschland gehören ja nicht großen Gesellschaften, sondern kleinen Privatvermietern.“ Und diese seien oft auf die Mieteinkünfte angewiesen. „Ein Sozialfonds des Bundes, der die Miete im Bedarfsfall vorstreckt, wäre also besser gewesen.“