• Für die Rendite sind auch die Kosten der Geldanlage wichtig – diesen Punkt unterschätzen Privatanleger oft.
  • Breit streuende ETF senken das Risiko und sind optimal für Einsteiger.
  • Den einen richtigen Einstiegszeitpunkt für einen Fondssparplan gibt es nicht – man kann jederzeit beginnen.

Stuttgart. Ausgerechnet eine große Stadtsparkasse bringt die Sache prima auf den Punkt. Zum Weltspartag 2019 hat sie mitgeteilt: „Das klassische Zinssparen mit Sparbuch, Tages- oder Festgeld ist nicht mehr zeitgemäß.“

So weit, so korrekt. Als Lösung für die Geldanlage bringt diese Stadtsparkasse dann aber gleich ein eigenes Produkt ins Spiel: einen Mischfonds mit recht niedrigem Aktienanteil und hohen Gebühren …

aktiv-Podcast, Folge 5: Alle auf die Aktien

Immer mehr Deutsche investieren in Aktien – vor allem die Jüngeren. Warum eine Investition in Aktien lohnenswert ist und welche Chancen und Risiken man kennen sollte, erklären wir in dieser Podcast-Folge.

Jetzt reinhören und dazu einfach unten in der roten Box auf „Jetzt aktivieren“ klicken. Viel Spaß!

Empfohlener externer Inhalt: Podigee

Dieser Artikel wird an dieser Stelle durch einen externen Inhalt von Podigee bereichert, den unsere Redaktion ausgewählt hat. Bevor wir diesen Inhalt anzeigen, benötigen wir Ihre Einwilligung. Natürlich können Sie das Element eigenhändig wieder deaktivieren oder Ihre Cookies löschen.

„Banken verkaufen eben Produkte gegen Provision“, urteilt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Da sitzen keine Berater, die im Interesse der Kunden beraten, sondern Verkäufer – günstige Produkte sind nicht im Angebot.“

Und das ist ein Problem. Die meisten Privatleute unterschätzen nämlich völlig, wie wichtig gerade das Thema „Kosten“ für die Rendite ist. Wer blauäugig in der Filiale um die Ecke nach supertollen Anlagemöglichkeiten fragt, dürfte am Ende weniger von seinem Ersparten profitieren als jemand, der sich schlaumacht und das Investieren dann selbst erledigt.

Nötig ist eine möglichst breite Risiko-Streuung: Einzelwerte sind nichts für Kleinanleger!

Auf lange Sicht (und nur darum geht es hier!) sind Aktien die renditestärkste Anlageform, die Kleinanlegern zur Verfügung steht. Das zeigen jedenfalls die historischen Daten.

Aber: „Auf einzelne Aktien zu setzen, ist viel zu riskant“, warnt Nauhauser. „Und das gilt letztlich auch für gesammelte Werte aus nur einer Branche oder nur einem Land.“ Durch eine möglichst breite Streuung könnten Anleger das bei Unternehmensanteilen naturgemäß stets vorhandene Risiko reduzieren.

Nun ist es heutzutage ja ziemlich leicht, sich am globalen Wirtschaftswachstum insgesamt zu beteiligen. Dafür benötigt man nur ein Wertpapierdepot bei einem Kreditinstitut – zu möglichst geringen Depotgebühren (Direktbanken bieten den Service oft kostenlos an).

ETF – das sind einfach börsengehandelte Fonds mit geringen laufenden Kosten

„Auf einzelne Aktien zu setzen, ist viel zu riskant. Und das gilt letztlich auch für gesammelte Werte aus nur einer Branche oder nur einem Land“, so Niels Nauhauser.

Dann kauft man sich ETF – dieses englische Kürzel steht für „Exchange Traded Funds“, also einfach: börsengehandelte Fonds. „Und zwar ETF auf einen möglichst breit gestreuten Aktienindex“, betont Nauhauser. Also nicht etwa „nur“ auf den deutschen DAX, sondern auf einen globalen Index wie zum Beispiel den „MSCI World“ oder den „FTSE All World“. Damit ist das Risiko maximal verteilt – zu minimalen Kosten!

Denn so ein Indexfonds muss nicht aktiv (und damit teuer) gemanagt werden, weil er schlicht das durchschnittliche Auf und Ab von bis zu 3.100 Aktien weltweit nachzeichnet. „Die laufenden Verwaltungskosten eines solchen Fonds liegen meist unter 0,4 Prozent pro Jahr“, weiß der Verbraucherschützer. Bei den Fonds, die Banken gerne verkaufen, seien diese Kosten deutlich höher. Und den Ausgabeaufschlag von bis zu 5 Prozent, der je nach Bank und Fonds beim Anlegen abgezwackt wird, spart man sich ebenfalls: „Bei ETF fällt nur eine Orderprovision von maximal 1 Prozent an.“

Beim Fondssparen gilt: Den richtigen Einstiegszeitpunkt – den gibt es nicht

Nun gibt es etliche breit streuende ETF, die alle diese Kriterien erfüllen, von diversen Anbietern. Jedes einzelne Produkt hat eine eigene internationale Wertpapierkennnummer (ISIN). Bei der Auswahl kann man sich da aber gut an der Bestenliste der unabhängigen Zeitschrift „Finanztest“ orientieren. Welche Fonds da erste Wahl sind, lässt sich sofort nachlesen, für den Zugriff auf diese Datenbank verlangt die Stiftung Warentest einmalig 4 Euro. Für 12,90 gibt es das Sonderheft „Finanztest Spezial: Anlegen mit ETF“ (ISBN 4192127012908).

Ob man nun einen großen Batzen Geld auf einen Schlag vom Sparbuch umschichten und/oder auf einen monatlichen Fondssparplan setzen möchte: „Auf einen günstigen Einstiegszeitpunkt zu spekulieren, ist nicht sinnvoll“, betont Nauhauser, „denn so einen Zeitpunkt gibt es einfach nicht. Kurzfristig ist die Börse unberechenbar.“

Klar ist nämlich auch: Aktienkurse können extrem abstürzen! Was im Lauf der Zeit immer mal wieder geschehen ist – und wohl weiterhin geschehen wird. Auch einen zwischenzeitlichen Verlust von 50 Prozent muss aushalten und aussitzen können, wer langfristig ertragreich sparen will.

Per Indexfonds-Fondssparplan kann man zum Beispiel gut für die Enkel sparen

Daher sollte man Geld, das in zwei, drei Jahren auf jeden Fall zum Beispiel fürs nächste Auto nötig ist, gerade nicht an der Börse anlegen. Großeltern wiederum, die für ihre Enkel sparen möchten, sollten sich ruhig einen Fondssparplan für einen breit streuenden ETF-Indexfonds fürs Enkelchen zutrauen. Auch Berufseinsteiger, die einen Immobilienerwerb in etwa 20 Jahren anstreben, können gut auf ETF im Depot setzen. Oder auch Menschen, die möglichst flexibel fürs Alter sparen wollen: Einen Fondssparplan kann man in der Regel jederzeit abändern oder stoppen.

„Eine Garantie, nach zehn Jahren sicher keinen Verlust verbuchen zu müssen, kann es nicht geben“, betont Nauhauser, „aber historisch waren derart lange Zeiträume mit Minusrenditen sehr selten.“

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat das für verschiedene Zeiträume seit 1969 detailliert durchgerechnet, Fondskosten von 0,5 Prozent jährlich und Inflation inklusive. Ein Ergebnis: „Wer über 35 Jahre jeden Monat 100 Euro angelegt hat, konnte mit Festgeldzinsen höchstens auf 3,1 Prozent reale Rendite pro Jahr kommen. Mit Aktien hatte man nach so langer Zeit schon im schlechtesten Fall die gleiche Rendite – und im besten Fall 6,3 Prozent pro Jahr.“

Das kann sich jetzt jeder selbst vor Augen führen: Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg bietet einen Renditerechner an. Damit kann man prüfen, wie sich die Aufteilung des Spargelds auf Festgeld und/oder Aktienfonds jeweils auswirkt.

Grauer Kapitalmarkt: Finanztest-Warnliste kostenlos abrufbar

„Gier frisst Hirn“ – das passiert leider oft. Vor allem, wenn es um die Geldanlage geht. Anders lässt sich nicht erklären, dass Leute, die Begriffe wie „Genussschein“ oder „Nachrangdarlehen“ nur halb verstehen, dubiosen Abzockern blind vertrauen. Mit oft ruinösen Folgen, ob es um fiktive Schiffscontainer geht, um hanebüchene Energieprojekte oder um Plantagen in Weitfortistan.

Ein zäher Mahner ist da schon lange die Stiftung Warentest. Was ihr auf dem grauen Kapitalmarkt negativ auffällt, ist unter test.de/warnliste abrufbar – und das seit Kurzem kostenlos.

Auf rund 25 Seiten finden sich aktuell etwa die G999-Coins der „Global Standard Banking“, Offerten von „Pegasus Development“ oder „Sweuk Consulting“ und Plattformen wie „Arbismart“ oder „Smartbitrage“. Von dieser Kritik Betroffene ziehen natürlich gerne mal vor Gericht. Ohne Erfolg: „In keinem einzigen Fall mussten wir einen Anbieter von der Warnliste löschen“, so die Stiftung. Aber sie weiß: „Leider kann die Liste nie vollständig sein.“ Also zusätzlich: Hirn einschalten!