Köln. Was für ein rassiges Rennrad! Das Bike hat einen voll verkupferten Stahlrahmen, der am Hinterrad mit einem stylishen Hüftschwung glänzt. Der eigentliche Clou aber ist nicht sichtbar. Das Fahrrad des Magdeburger Start-ups Urwahn rollt bei einem Trend mit, der die Produktion in den Fabriken revolutionieren wird: Verbindungsteile des Rahmens kommen aus dem 3-D-Drucker! Bisher wurden nur Schaustücke und Prototypen von Fahrradrahmen mit diesem Verfahren hergestellt.

Manche träumen schon vom saftigen Steak aus dem Drucker

Und das ist längst nicht alles. Ob Kopfstütze oder Kraftstoffdüse, künstliche Bandscheibe oder Schuh: Immer mehr Einzelteile oder komplette Produkte werden inzwischen gedruckt, sogar Lebensmittel: Im September vergangenen Jahres wurde in der Weltraumstation ISS erstmals Fleisch mit dieser Technologie produziert. Die Hightech-Maschinen fügen lebendige Zellen etwa von Kühen zu einem Gewebe zusammen. Optimisten träumen schon davon, dass auf diesem Weg einmal ein Steak entstehen könnte.

27,4 Milliarden Dollar Umsatz wird die 3-D-Technologie 2023 weltweit bringen

Die gesamte Industrie stehe an der Schwelle zu gewaltigen Veränderungen, sagt dazu Stefana Karevska: „3-D-Druck wird Umwälzungen mit sich bringen wie einst die Entwicklung von der Dampfmaschine zur Elektrizität“, so die globale Leiterin in Sachen 3-D-Druck bei der Unternehmensberatung Ernst & Young (E&Y).

Bei dieser Technologie, auch additive Fertigung genannt, werden Werkstoffe wie Pulver und Metall Schicht für Schicht aufgetragen – und dann per Laser- oder Elektronenstrahl verschmolzen. Dabei entstehen dreidimensionale Gebilde. Vorteil gegenüber der konventionellen Produktion: Selbst Einzelstücke lassen sich problemlos aus einem Guss herstellen. Das macht Werkzeuge – und deren Wechsel an der klassischen Fräs- oder Drehmaschine – überflüssig. Die Bedeutung des 3-D-Drucks steigt rasant: Wurden laut einer aktuellen Studie von E&Y 2018 mit 3-D-Druck-Maschinen, Materialien und Dienstleistungen für die Technologie weltweit 9 Milliarden Dollar umgesetzt, dürften es 2023 schon gut 27 Milliarden Dollar sein.

Additive Fertigung sorgt für mehr Tempo und drückt dier Kosten

Das Verfahren macht in der Fabrik mehr Tempo und senkt die Kosten. Kleine Serien lassen sich schneller herstellen, eine Produktion auf Halde wird praktisch überflüssig. Zudem kann man Ersatzteile direkt beim Kunden drucken. Was wiederum Transporte überflüssig macht.

Deutsche Spitzenstellung ist in Gefahr

Jeder vierte weltweit bedeutende Hersteller von 3-D-Drucktechnik wie beispielsweise die bayerische Firma EOS fertigt hierzulande. Doch die deutsche Spitzenstellung ist in Gefahr. Das liegt auch daran, dass hiesige Industrie-Unternehmen die Technologie noch nicht so stark nutzen wie etwa die asiatischen. Während bei uns 63 Prozent der Firmen Erfahrung mit 3-D-Druck haben, sind es in Südkorea 81 Prozent und in China 78 Prozent.

Das ändern jetzt mutige Unternehmen zwischen Ostsee und Alpen. Start-ups leisten dazu einen wichtigen Beitrag.