Derzeit diskutiert die IG Metall ihre Forderungen für die Tarifrunde 2018: Bis zu 7 Prozent mehr Lohn und bis zu 7 Stunden weniger Arbeit sind in der Debatte. Für die individuelle Reduzierung auf bis zu 28 Stunden Wochenarbeitszeit soll es sogar noch einen teilweisen Entgeltausgleich geben, etwa bei Einsatz für Kinderbetreuung oder Pflege.

Das würde in Einzelfällen bedeuten: Bis zu 20 Prozent weniger Arbeitsleistung, aber nur um die 10 Prozent weniger Lohn. Diese Rechnung kann nicht aufgehen, denn die Bereitschaft aller Kollegen, durch kollektiven Gehaltsverzicht die Babypause weniger Eltern zu finanzieren, dürfte nicht sehr ausgeprägt sein.

Und die Betriebe können – neben dem Entgelt – einen weiteren Kostenschub nicht verkraften. Die IG Metall selbst warnt vor dem Verlust von mehr als 1 400 Arbeitsplätzen in der Windbranche und wachsendem Druck auf die Auto-Industrie. Auch im Schiff- und Flugzeugbau läuft es eher durchwachsen, und die unsichere Weltlage tut ein Übriges.

All das spricht dafür, mit Augenmaß in die Verhandlungen zu gehen. Die Beschäftigten unserer Metall- und Elektro-Industrie liegen ohnehin schon an der Spitze: Von einem Durchschnittseinkommen bei knapp 58.000 Euro und Tariferhöhungen von über 50 Prozent seit dem Jahr 2000 können die meisten Arbeitnehmer in anderen Branchen nur träumen.

Wollen wir diese Schieflage noch verstärken, mit allen Spannungen für den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft? Und wo sollen angesichts des Fachkräftemangels überhaupt die Frauen und Männer herkommen, die die liegen gebliebene Arbeit von immer mehr Teilzeitkräften erledigen? Wer Überstunden und Arbeitsverdichtung vermeiden will, muss mehr Zeitarbeit, Befristungen und Mini-Jobs zulassen – und nicht weniger.

Arbeitszeitsouveränität darf keine Einbahnstraße werden. Wer die nötige Flexibilität nur mit einem „Mehr“ an Lohn und „Weniger“ an Arbeitszeit definiert, der gefährdet am Ende den Bestand unserer Arbeitsplätze. So weit sollten wir es hier im Norden keinesfalls kommen lassen.