Garching. Mutter eines Kleinkinds sein, Vollzeit arbeiten und zügig vorankommen im Beruf. All das geht – mit Zielstrebigkeit und Unterstützung durch die Familie – und den Arbeitgeber. Diese Erfahrung hat Carolin Cichosz (34) im Projekt „Frauen in Führungspositionen“ gemacht. Mit der Weiterbildung fördern die bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeberverbände bayme und vbm weibliche Nachwuchskräfte in Bayerns Unternehmen.

Cichosz zählt zu den 50 Teilnehmerinnen aus 35 Firmen, die in diesem Frühjahr die vierte Staffel abgeschlossen haben. Für ihren Arbeitgeber Voith ist das Projekt eine gute Sache. Der Technik-Konzern mit Hauptsitz in Heidenheim achtet auf Chancengleichheit und investiert in seine Nachwuchskräfte. Auch Cichosz am Standort Garching bei München war sofort Feuer und Flamme für das Karriere-Instrument. Doch dann kam beinahe alles ganz anders … Gerade als sich die junge Frau für das Förderprogramm angemeldet hatte, platzte eine erfreuliche Nachricht ins Haus: Cichosz war schwanger!

Da musste sie erst mal schlucken. Doch sie hat nicht etwa alles abgesagt, sondern blieb bei ihrem Entschluss, auch die Karriere voranzutreiben. Sie organisierte ihren Alltag und brachte Sohn Jonathan zur Welt. Als es kaum sechs Wochen alt war, nahm sie das Baby mit zum Workshop ins Tagungshotel: „Untertags kümmerte sich mein Mann um den Kleinen.“

Das hat gut geklappt. Während der gesamten Elternzeit blieb Cichosz bei der Stange, übte sich auf zahlreichen Schulungen und Treffen mit Teilnehmerinnen anderer Firmen in Kommunikation, Teamführung und Zeitmanagement. Steckte sich Ziele für die eigene Zukunft. Trotz Elternzeit beruflich dranzubleiben, das war der Ingenieurin wichtig. Ihr Fachgebiet sind Faserverbundwerkstoffe, das verändert sich rasant.

Sohn Jonathan geht in die Kita am Unternehmenssitz

Ihr Arbeitgeber belohnte das Durchhaltevermögen: Er beförderte Cichosz noch während der Elternzeit! Seit einem guten Jahr verantwortet sie die Bauteilentwicklung mit Faserverbundwerkstoffen für verschiedenste Anwendungen – von der Großserie für Automobile bis zu Einzelstückanfertigungen im Maschinenbau.

Und Sohn Jonathan? Der wird im Mai zwei Jahre alt, geht inzwischen in die Kita in Garching-Hochbrück, gleich neben dem Firmensitz. Das Unternehmen reserviert dort Betreuungsplätze für Kinder von Mitarbeitern.

„Ich kann mich nicht beklagen“, sagt Cichosz heute, „toll, dass mir mein Arbeitgeber so viel Vertrauen schenkt und Frauen im Beruf unterstützt.“ Was noch geholfen hat? Vorbild und Mentorin Heike Bergmann vom Voith-Geschäftsbereich Hydro in Heidenheim. Cichosz: „Führungsposition, Reisetätigkeit, kleine Kinder – sie hat mir gezeigt, dass das machbar ist.“

Persönlich

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Die Faszination für Flugzeuge und das Interesse an Technik haben mich zum Studium der Luft- und Raumfahrttechnik und zu meinem jetzigen Beruf gebracht.

Was reizt Sie am meisten?

Die vielen Schnittstellen meiner Position von Marketing, Vertrieb bis zur Produktion und meinen Kollegen in der Entwicklung.

Worauf kommt es an?

Ziele und deren klare Kommunikation sind für mich als Führungskraft genauso wichtig wie ein offenes Ohr für mein Gegenüber.

Mehr weibliche Fachkräfte für Bayerns Metall- und Elektrobet

  • 212 Frauen haben sich seit dem Start 2010 an dem Projekt „Frauen in Führungspositionen“ beteiligt.
  • Für ein Drittel gab es während der Teilnahme einen beruflichen Aufstieg im Unternehmen.
  • Im März 2018 startete bereits die fünfte Staffel.
Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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