Solarzellen, fossile Kraftwerke, Windparks oder Biomasse – elektrische Energie wird auf verschiedene Arten gewonnen. Um sie zu nutzen, braucht man Spezialisten. Experten wie den Elektrotechnik-Ingenieur Andrii Lytvynenko, der bei SEAR in Rostock arbeitet.

Sein Interesse für Technik entdeckte der gebürtige Ukrainer beim Reparieren eines Fahrrads. „Ich habe oft daran rumgebastelt und während der Ferien in einer Fahrradwerkstatt gejobbt. In der Schule habe ich dann auch den technisch-naturwissenschaftlichen Zweig gewählt.“

Nach dem Abschluss bekam er einen Studienplatz für Elektrotechnik inklusive Stipendium an der Technischen Uni seiner Heimatstadt Donezk. „Elektrische Energie hat mich schon immer interessiert“, sagt er. „Ohne sie funktioniert ja nichts.“

Daher konzentrierte er sich nach den ersten Semestern auf die Energieerzeugung. „In den Semesterferien habe ich ein Praktikum in einem großen Kohlekraftwerk absolviert. Ich wollte vor Ort sehen, wie so ein komplexes System funktioniert.“

Großes Interesse an Energie-Technik

Besonders reizvoll fand der angehende Ingenieur das weite Feld der erneuerbaren Energien. So erstellte er in seiner Bachelorarbeit das Schutzkonzept für einen Windpark.

Nach Deutschland kam er durch ein akademisches Austauschprogramm. Lytvynenko: „Man konnte sich an meiner Hochschule für die Teilnahme an einer Kooperation mit der Uni Magdeburg bewerben. Ich habe also Deutsch gelernt und wurde in das Programm aufgenommen, bei dem man die Hälfte des Masterstudiums in Deutschland verbringt.“

Durch einen Job als Kellner verbesserte er seine Sprachkenntnisse

Am Ende des Semesters in Magdeburg hatte sich der politische Konflikt in der Ukraine zugespitzt, und die Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen musste auf Eis gelegt werden. Als man ihm anbot, das komplette Masterstudium in Deutschland zu verbringen, nahm Lytvynenko gleich an. „Das Studiensystem in Deutschland hat mir gut gefallen. Es gibt mehr Freiheiten, der Studienplan ist nicht so exakt vorgegeben, und man lernt nicht nur auswendig.“

Um sich in Deutschland besser verständigen zu können, sprang der Student ins kalte Wasser. „Ich habe mir extra einen Job als Kellner gesucht, denn in diesem Beruf ist man gezwungen, mit Menschen zu kommunizieren. Das half dabei, meine Deutschkenntnisse zu verbessern, und war gleichzeitig ein guter Ausgleich zum Alltag an der Uni.“

Kommunikation ist auch heute ein zentrales Element seiner Arbeit. Nach dem Abschluss bewarb Lytvynenko sich bundesweit und landete als Projekt- und Planungsingenieur bei der Firma SEAR in Rostock. „In so einem Job“, erklärt er, „ist man oft zwischen den Abteilungen unterwegs und muss sich regelmäßig mit Kollegen abstimmen.“

Lytvynenkos erstes Projekt war die Elektrifizierung eines Windparks in der Nordsee. Die Fertigungshalle für das Projekt befindet sich in Rostock neben der Firmenzentrale von SEAR. Hier wurden die Schaltschränke und Kabel vorbereitet und verpackt.

Die erste private Anschaffung in Rostock war ein Fahrrad

„Das war genau der richtige Einstieg in den Job“, sagt der Ingenieur. „Ich konnte sogar bei einem Sicherheitstraining für Offshore-Einsätze mitmachen.“

SEAR plant und baut komplexe elektrotechnische Anlagen für die Bereiche Energietechnik und -Verteilung, Kerntechnik, Automatisierung und Industrietechnik und liefert Automations- und Fertigungsleitsysteme. So geht es beim aktuellen Projekt des 25-Jährigen um die Neugestaltung von drei Umspannwerken in Hamburg, wobei er die Beleuchtung der Anlagen mithilfe einer speziellen Software plant.

Eine spannende Herausforderung, aber auch Ingenieure müssen mal abschalten. Das gelingt Andrii Lytvynenko am besten bei der Erkundung seiner neuen Heimat an der Ostseeküste, natürlich auf zwei Rädern. Die erste Anschaffung war ein Fahrrad.