Leoni Special Cables verbindet Industrie, Kommunikation und Medizintechnik

Alfons Lake nimmt ein Kabelende, isoliert die Adern ab, steckt sie paarweise in ein Klemmfeld und startet das Prüfprogramm am Computer. Die Werte sind gut: Leiter- und Isolationswiderstand, Kapazität und die übrigen Kenngrößen stimmen. Der Industrie-Elektroniker ist zufrieden. Er klebt ein Etikett auf die Kabeltrommel und gibt das Produkt frei. Jetzt kann es weiterverarbeitet oder an den Kunden geliefert werden.

Der 51-jährige Lake ist letzte Instanz für die Produkte der Leoni Special Cables GmbH in Friesoythe. Er und seine Kollegen aus dem Qualitätsmanagement stehen am Ende einer langen Reihe von Fertigungsschritten. Denn die Kabel aus dem Oldenburger Münsterland sind, obwohl täglich Hunderte Kilometer von ihnen produziert werden, alles andere als simple Meterware.

Wenn Zahnärzte 3-D-Bilder machen

„Wir entwickeln, fertigen und konfektionieren Kabelsysteme“, erklärt Lars-Jan Szymanski, Geschäftsführer bei Leoni: „Standardprodukte werden Sie bei uns allerdings nicht finden.“

Das hat vor allem mit der Produktvielfalt und den Anforderungen der Kunden zu tun. Die kommen aus der Medizintechnik, der Industrie und der Telekommunikation. Drei Bereiche mit einer Gemeinsamkeit: Die Ansprüche an die Leistungsfähigkeit der Kabel nehmen stetig zu.

Beispiel Medizin: Moderne Zahnarzt-Geräte können viel mehr als bohren, spülen und absaugen. Heute ist es fast die Regel, dass der Arzt mit Minikameras dreidimensionale Aufnahmen der Zähne macht. „Die Kabelsysteme dafür fertigen wir“, sagt Leoni-Werkleiter Hubert Luttmann.

Beispiel Industrie: Unternehmen brauchen oft kilometerlange Kabel, die nicht nur Daten und Energie übertragen, sondern auch dauerhaft und zuverlässig arbeiten müssen. „Unsere Systeme können bis zu zehn Millionen Mal gebogen werden, ohne Schaden zu nehmen oder in ihrer Leistungsfähigkeit nachzulassen“, erklärt Luttmann. Ob Spiral- oder Miniaturkabel, Audio-, Video- oder Roboterkabel – Leoni kann fast jeden Kundenwunsch erfüllen.

Unglaubliche Geschwindigkeit

Beispiel Telekommunikation: Das Internet wird immer schneller. Rechenzentren in aller Welt müssen täglich viele Millionen Zugriffe verarbeiten und schnelle Übertragungsraten großer Datenmengen garantieren. Das geht nur mit entsprechend leistungsfähigen Breitband-Kabeln – made in Friesoythe.

Geschäftsführer Szymanski: „Es gibt weltweit nur eine Handvoll Unternehmen, die diese Kabel liefern können und kontinuierlich weiterentwickeln. Wir sind eines dieser Unternehmen.“

Inzwischen bringt es die jüngste Entwicklung aus Friesolythe auf unglaubliche Geschwindigkeiten. „Wir können den Inhalt von mehreren DVDs innerhalb einer Sekunde übertragen“, verrät der Geschäftsführer.

Aber nicht nur die Kabel, auch die Stecker sind alles andere als Standard. In ihnen arbeiten kleine, programmierbare Platinen, für deren Design die Ingenieure der Leoni Special Cables verantwortlich sind. Optimistisches Fazit Szymanskis: „Wir sind in dem wachsenden Markt der Telekommunikation sehr gut aufgestellt.“

Das wirkt sich auch auf das Umfeld des Unternehmens aus. Im 20.000-Seelen-Städtchen Friesoythe ist Leoni mit seinen 500 Mitarbeitern ein industrieller Leuchtturm.

Stellt sich die Frage, wie der Betrieb in Zeiten des Fachkräftemangels exzellente Leute an den Standort holt und dort bindet. Werkleiter Luttmann nennt vier Punkte: „Wir haben einen guten Namen, wir bilden aus, wir kooperieren mit den Hochschulen der Region, und wir bieten unseren Fach- und Führungskräften als Mitglied in einem weltweit aktiven Konzern beste Entwicklungsmöglichkeiten.“ Schwer auf Draht, die Kabelspezialisten.

Leoni Special Cables GmbH

Das Kabelwerk Friesoythe wurde in den 70er-Jahren von Siemens gebaut und 1999 von der Nürnberger Leoni AG übernommen. Innerhalb der Leoni-Gruppe, die in 33 Ländern rund 60.000 Mitarbeiter beschäftigt und fast 3 Milliarden Euro Jahresumsatz erzielt, zählt der Betrieb zu den Spezialisten in den Bereichen Medizin, Telekommunikation und Automatisierung. Die Firma beschäftigt rund 500 Mitarbeiter.

Lothar Steckel
Autor

Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.

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