Königsberg. Es hat wieder geregnet auf der Baustelle. Schon wieder. Auf dem Boden stehen Pfützen, Lkw-Reifen hinterlassen tiefe Spuren im Matsch. Peter Schmitt (39) gefällt das gar nicht. „Ende 2018 soll hier alles bezugsfertig sein“, sagt er und zeigt auf das weitläufige Gelände. „Aber wenn es weiter so viel regnet, kann sich der Zeitpunkt auch verschieben. Ein nasser Winter ist schlecht am Bau.“

Schmitt spricht wie ein Bau-Experte. Dabei ist er eigentlich Maschinenbauer und leitet die Abteilung Zentrale Dienstleistungen bei den Fränkischen Rohrwerken im unterfränkischen Königsberg. Arbeitssicherheit, Werkschutz, Fahrzeugflotte, Anlagen- und Werkzeugbau: Um solche Sachen kümmert Schmitt sich normalerweise. „Immobilienangelegenheiten gehören aber auch in meinen Bereich“, sagt der Chef von 140 Mitarbeitern. Und genau aus diesem Grund hat der Mann nun eine Herkules-Aufgabe an der Backe.

„Unser Neubau ist das größte Projekt, das die Fränkischen Rohrwerke je an einem Standort gestemmt haben“, erklärt Schmitt. Auf 30.000 Quadratmetern entstehen neue Gebäude für Verwaltung, Produktion und Logistik. Die Größe entspricht ungefähr der Fläche von vier Fußballfeldern.

Der Hersteller von Rohren, Schächten und Systemkomponenten für Hoch- und Tiefbau, Industrie und Autobranche investiert mehr als 20 Millionen Euro am Stammwerk mit seinen rund 1.400 Mitarbeitern.

Diese größte Einzelinvestition der Firmengeschichte soll Platz schaffen und dabei helfen, Prozesse in Fertigung und Logistik zu optimieren. Die neuen Gebäude werden von den über die Jahre stark gewachsenen Bereichen Automotive und Industrie bezogen werden. Sie machen mittlerweile rund die Hälfte des Umsatzes der Fränkischen Rohrwerke aus.

Hauptaufgabe: Gut zuhören sowie viel kommunizieren und moderieren

Schmitt leitet seit Mitte 2016 das Projektteam – mit Kollegen aus unterschiedlichsten Abteilungen und Bereichen, deren Anforderungen und Interessen er zusammenbringen muss. „Das heißt gut zuhören sowie sehr viel kommunizieren und moderieren“, beschreibt er seine Hauptaufgaben.

Zudem trägt der Bau-Manager auf Zeit viel Verantwortung. Denn alle Fäden laufen bei ihm zusammen. Aber diese Belastung nimmt er sportlich. „Klar, bei so einem Projekt besteht die Gefahr, vieles falsch zu machen“, sagt er. „Aber man hat auch die Chance, vieles richtig zu machen.“

Einmal im Monat berichtet Schmitt der Geschäftsführung. Dann werden wichtige Entscheidungen getroffen, etwa wie Anfang 2017, als nach einem halben Jahr Planungsarbeit schließlich doch noch einmal das externe Planungsbüro gewechselt wurde.

Schmitt kennt das Unternehmen seit seiner Lehrzeit. Vor zwei Jahrzehnten wurde er dort zum Industriemechaniker ausgebildet. Nach seinem Studium kehrte er zurück und übernahm zunächst Aufgaben in der Fertigung. Während seiner Stationen kam er viel rum im Unternehmen. Das hilft ihm nun.

Die neue Aufgabe in der Abteilung für Zentrale Dienstleistungen brachte dann auch neue Themen mit sich. In das Verwaltungsrecht etwa musste sich Schmitt erst einarbeiten.

Kommunen, Ämter, öffentliche Stellen: „Wir hatten mit vielen Behörden zu tun“, berichtet er vom aktuellen Bauprojekt. Das Thema Brandschutz zum Beispiel war anspruchsvoll, weil das Unternehmen viel mit brennbarem Kunststoff arbeitet.

Produktion muss trotz Neubau und Umzug weiterlaufen

Läuft nun trotz des vielen Regens alles nach Plan, werden die ersten Mitarbeiter in rund einem Jahr umziehen. Für die Verwaltung werde es eine „Hauruck-Aktion“, so Schmitt. Die Fertigung werde dann erst anschließend folgen. „Die Produktion muss trotz der Bauaktivitäten im gesamten Unternehmen weiterlaufen“, erklärt der Projektleiter die große Herausforderung.

Mehr als zwei Jahre mit vollem Einsatz wird Schmitt dann der Werkerweiterung gewidmet haben. „Es ist bislang das mit Abstand größte Projekt in meinem Berufsleben“, sagt er. „Und das wird wohl auch so bleiben.“

Persönlich

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Es war purer Zufall. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich als Maschinenbauer einmal so umfangreich mit Bauprojekten befassen werde.

Was reizt Sie am meisten?

Ich kann eigene Ideen einbringen und sehe am Ende des Tages, was ich erreicht habe.

Worauf kommt es an?

Man muss viel mit den Betroffenen reden und den Fertigungsprozess kennen. Mein Wissen über interne Abläufe ist hierbei ein großer Vorteil.

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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