Aalen. Eigentlich träumte er mal davon, den ganzen Tag an Autos herumzuschrauben. „Alle meine Kumpels in der Schule wollten Kfz-Mechaniker werden“, erzählt Marcel Heiter und lacht. „Ich auch!“ Dann riet ihm jemand, lieber in die Industrie zu gehen: super Bezahlung, gute Bedingungen. Die Umorientierung hat sich gelohnt. Als Zerspanungsmechaniker hat er seinen Job so gut drauf, dass er kürzlich einen Titel holte: „Werkzeugschleifer des Jahres 2018“! Wie es dazu kam, erzählte er AKTIV.

Er liebt die kniffligen Aufgaben besonders

Heiter liebt seinen Arbeitsalltag, beim Unternehmen Mapal in Aalen programmiert er Maschinen zur Herstellung von Sonderwerkzeugen. Was ihn fasziniert: „Von einem neuen Werkzeug gibt’s zuerst nur eine Zeichnung. Dann folgen viele einzelne Arbeitsschritte. Und am Ende des Tages hält man das Ergebnis in der Hand.“

Damit Jugendliche nicht nur Kfz-Mechatroniker oder Hotelfachfrau werden wollen, sondern auch die vielen Berufe der Metall- und Elektro-Industrie kennenlernen, leisten Unternehmen eine Menge. Uwe Heßler leitet bei Mapal die Aus- und Weiterbildung und schildert: „Wir haben zum Beispiel jede Woche 10 bis 15 Praktikanten im Haus und machen bei vielen Ausbildungsmessen mit.“

Mapal produziert zigtausend verschiedene Präzisionswerkzeuge

Der wachsende Mittelständler mit rund 1.800 Mitarbeitern allein am Hauptsitz gehört seit Jahrzehnten weltweit zu den führenden Anbietern von Präzisionswerkzeugen. Hier in Aalen werden zigtausend verschiedene produziert, darunter auch viele Innovationen und Sonderwerkzeuge. Mit ihnen werden beispielsweise Bremssättel für Autos bearbeitet oder spezielle Bohrungen in Statorgehäusen von Elektromotoren durchgeführt. Aufs Büffeln hatte Heiter früher nicht viel Lust. „Schule war nie mein Ding“, gibt er zu. „Aber in der Ausbildung habe ich mich dann reingehängt. Schließlich ging’s um meinen Beruf.“

Wegen Spitzenleistungen konnte er die Ausbildung abkürzen. Und suchte bald neue Herausforderungen. Er landete in der Fertigung von Sonderwerkzeugen. Weil es da um die kniffligen Dinge geht. Und darum, die komplizierte Konstruktionszeichnung eines Spezialwerkzeugs zum Leben zu erwecken. Aus einem Stück Papier wird ein Werkzeug, das später etwa millionenfach Bremssättel bearbeitet.

Das ist für Heiter ein angenehmer Nervenkitzel – deshalb meldete sich der 25-Jährige auch zum Wettbewerb „Werkzeugschleifer des Jahres“ an. Der wird alle zwei Jahre vom Fachmagazin „Fertigung“ und von Maschinenherstellern organisiert, um den Beruf des Schneidwerkzeug-Mechanikers bekannter zu machen. Nachdem Heiter den Theorieteil in Form eines Fragebogens bestanden hatte, ging es zum Finale auf einer Branchenmesse in Augsburg. Da traten fünf Kandidaten gegeneinander an.

„In einem verschlossenen Umschlag bekam ich die Zeichnung von einem Werkzeug“, erzählt Heiter. „Ich war total aufgeregt.“ Dann hatte er eine Stunde Zeit, um die Maschine zu programmieren. Die Nervosität verflog. Er programmierte. Und siegte.

Was beim Werkzeugschleifen wesentlich ist: die Genauigkeit. „Es geht um tausendstel Millimeter. Das macht auch die Faszination aus“, schwärmt Heiter. Dass er den Wettbewerb gewann, hat sich bei Mapal schnell herumgesprochen. Wenn er durch die Flure geht, klopft ihm immer wieder jemand auf die Schulter. Oder ruft: „Glückwunsch!“ Auch sein Chef ist stolz, er hat extra eine Party für ihn geschmissen.

Die Perspektiven bei diesem Unternehmen sind super

Nachwuchssorgen kennt Mapal nicht: „Auf unsere rund 30 gewerblichen Ausbildungsplätze in Aalen bewerben sich jedes Jahr bis zu 400 Interessenten“, sagt Ausbildungsleiter Heßler. Die Ausbildung hat bei dem Familienunternehmen mit weltweit über 5.000 Mitarbeitern ja auch einen hohen Stellenwert, und die Perspektiven sind super.

Heßler erklärt, warum Nachwuchsförderung dem Unternehmen so wichtig ist: „Leute, die hochpräzise arbeiten sollen, brauchen eine fundierte Ausbildung.“

Persönlich

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Ich war schon immer technikbegeistert und bin einfach nicht der Typ für einen Bürojob.

Was reizt Sie am meisten?

Dass es am Anfang nur eine Zeichnung gibt – und am Ende des Tages halte ich etwas in der Hand, das ich hergestellt habe, und das ist jeden Tag etwas anderes.

Worauf kommt es an?

Die Maße müssen auf das Tausendstel eines Millimeters stimmen.

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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