Gütenbach. Im Büro von Hendrik Mielke gibt’s einen Bahnhof. Und ein Hallenbad. Der Mann ist Entwicklungschef bei Faller Modellbau, hier stehen Bauwerke in klein und viele Bausätze in Kartons: der alte Bahnhof vom Lago Maggiore, ein Haus aus dem Emmental, ein Riesenrad. Von wegen, Modelleisenbahnen sind out: Dieses Zubehör ist in über 60 Ländern gefragt!

Zwar liegt längst nicht mehr so oft wie früher eine Modellbahn unterm Weihnachtsbaum. Doch der Traditionsbetrieb aus dem Schwarzwald-Ort Gütenbach stellt mit 98 Mitarbeitern pro Jahr immerhin rund eine Million Produkte her. Und ist heute auch erfolgreich mit einem Fahrsystem für Modellautos, die per Computer, Ultraschall und Mini-Satelliten gesteuert werden.

„Car System Digital“: Kleine Autos fahren satellitengesteuert

An einem Modell zeigt Mielke, wie das „Car System Digital“ funktioniert: Auf dem Laptop sieht man den Straßenplan und die Autos. Mielke stellt per Mausklick die Geschwindigkeit ein und schaltet Ampeln. Schon fahren die Autos los, halten Abstand, bremsen bei Rot. Die Vorderachse folgt einer in den Straßen verlegten Schleife. „Aufbauen kann das fast jeder“, so Mielke. Mit dem Produkt, in dem sechs Jahre Entwicklung stecken, habe Faller einen neuen Kundenkreis dazugewonnen – junge Familien mit Kindern. Auch Unternehmen nutzen das Fahrsystem: Denn damit kann man alles Mögliche veranschaulichen vom Palettenverfolgungssystem bis zu Warentransportströmen.

Fans haben höhere Ansprüche als früher

Viele Kunden sind aber noch klassische Modelleisenbahner: Häufig Best Ager (die Altersgruppe ab 50 Jahren), vor allem Männer, die sich Kindheitsträume erfüllen. „Fans pflegen ihr Hobby heute viel professioneller als früher“, so der Entwicklungsleiter. Beispiel Bodenbelag: „Früher benutzten viele einfach eingefärbte Sägespäne.“ Heute seien Premium-Produkte gefragt. Er zieht ein paar Faller-Produkte aus dem Regal: „Waldboden“, „Landschafts-Segment“, „Blätter-Follage“ steht drauf.

Workshops zu bestimmten Themen

Bei Faller gibt’s auch Workshops. Hier tüfteln Fans an Themen wie „Fahrzeugumrüstung“ oder „rauschender Wildbach“. Indes wird auch auf anderen Erdteilen an idyllischen Landschaften gebastelt. „In vielen Ländern entstehen aktuell große Schau-Anlagen, und die Nachfrage steigt“, freut sich Mielke. Etwa in den USA, China, Japan und Australien.

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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