Gröbenzell. Ein knalltürkiser Toaster?! Der kommt bei Designer Martin Dettinger nicht in die Küche! „Klar, das ist ein Hingucker“, sagt er, „aber so eine auffällige Farbe wird man doch schnell wieder leid.“ Dann heißt es womöglich: Toaster weg, neuen kaufen – obwohl der alte noch funktioniert.

So etwas möchte Dettinger verhindern, indem er für den Haushaltsgeräte-Hersteller Ritterwerk Produkte designt, die einfach zu bedienen sind, hoch funktional – und gleichzeitig klassisch schön. Damit stehen er und die Firma in direkter Tradition des historischen Bauhauses. Das war die wohl bedeutendste Design-Schule des 20. Jahrhunderts; gegründet 1919 in Weimar, feiert sie heuer ihr 100-jähriges Jubiläum.

Hier ist noch alles „made in Germany“

Nachhaltigkeit, Funktionalität und klare Formen waren für Ritterwerk von jeher Grundprinzipien. Seit 1905 gibt es die Firma, die heute in Gröbenzell bei München produziert. Und zwar ausschließlich: „Made in Germany stimmt bei uns“, sagt Geschäftsführer Michael Schüller. Etwa 100 Mitarbeiter fertigen hier Tisch- und Einbaugeräte für Küchen. Damit sich das trotz der hohen Kosten in Deutschland rentiert, hat sich der Betrieb früh auf Nischenprodukte spezialisiert. Eines davon ist der Allesschneider, der in den 1930er Jahren entstand und bei dem Ritterwerk den Markt im deutschsprachigen Raum anführt.

Das Besondere an den Geräten: Viele Modelle lassen sich platzsparend in einer Küchenschublade einbauen. „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Schüller. Und so lag es nahe, weitere Haushaltsgeräte zu entwickeln, die im Schrank verschwinden können. Zum Beispiel Brottöpfe oder Küchenwaagen. Und sogar Toaster – die schmalsten auf dem Markt, das Unternehmen fertigt sie inzwischen auch als Standmodell. Passend dazu: Kaffeemaschine und Wasserkocher. Ganz neu im Programm ist ein Einbau-Stabmixer, der im Akkubetrieb läuft. Ihn gibt’s auch als Standgerät.

Kunden können auch uralte Geräte reparieren lassen

An allen neuen Produkten wirkt Industrie-Designer Dettinger mit. Er arbeitet seit 2005 für Ritterwerk und setzt die langjährige Tradition seines Vorgängers Karl Dittert fort. Der war Schüler eines Designers im Umfeld der Bauhaus-Pioniere und hat fast 50 Jahre lang die klaren Formen der Ritter-Produkte geprägt. Zahlreiche Preise belegen, dass die Designs in der Fachwelt gut ankommen.

Bauhaus – das ist für den Geschäftsführer aber mehr als das Aussehen. „Es ist eine soziale Grundhaltung“, erklärt Schüller. Etwa in puncto Nachhaltigkeit: Für alle Produkte bietet das Unternehmen einen Reparatur-Service an, selbst für uralte Geräte gibt es Ersatzteile. Faire Arbeitsbedingungen und freundschaftliches Arbeitsklima sind Teil der Philosophie. Und finanzielle Anreize: „Wir beteiligen die Mitarbeiter am Gewinn.“

Zwar verkauft man vor allem im deutschsprachigen Raum, doch eine Kuriosität hat sich seit den 60er Jahren gehalten: Wohl jeder japanische Haushalt besitzt einen Sparschäler der Marke Ritter! Dorthin gelangte er durch einen Messekontakt. Klar, dass er auch weiterhin produziert wird.

Alix Sauer
Leiterin aktiv-Redaktion Bayern

Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.

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