München. Der Freifallturm ist nichts für schwache Nerven. 66 Meter klettert die Plattform in den Himmel, dann rauscht sie mit Schmackes in die Tiefe und bremst erst knapp vorm Boden wieder ab. Zwei Siemens-Motoren mit je 612 PS bewegen den 13 Tonnen schweren Koloss. Unter lautem Gekreische geht es während des Münchner Oktoberfests (22. September bis 7. Oktober) Tausende Male auf und ab.

Auch Riesenrad, Geisterbahn und viele andere Fahrgeschäfte auf der Theresienwiese arbeiten mit Technik des Münchner Konzerns. Die dort eingesetzten Antriebe und Steuerungen trifft man sonst in der Industrie, etwa in schnellen Verpackungsmaschinen oder der automatisierten Fertigung.

Ob Werkhalle oder Wiesn, alles muss fehlerfrei funktionieren. „Moderne Karussells brauchen eine ausgeklügelte Elektronik mit programmierbaren Steuerelementen und Umrichtern, die die starken Motoren dosiert mit Energie versorgen und die Sicherheit garantieren“, sagt Wolfgang Sanders aus dem Siemens-Geschäftsgebiet Process Industries and Drives. Im „Predator“ etwa lässt das spektakuläre Fahrprogramm die Insassen hoch über Kopf rotieren. Es stellt sicher, dass man danach zwar mit wackeligen Beinen, aber lachend wieder aussteigt.

Elektronik sorgt für Sicherheit auf dem Oktoberfest

Wo es rasant zugeht, darf keiner den Überblick verlieren. In den elektronischen Speichern sind alle Eventualitäten des automatisierten Betriebsablaufs hinterlegt. Vom Einrasten der Sicherheitsbügel bis zum Ausstieg wird die Fahrt überwacht, etwa wenn der „Höllenblitz“ mit einer Affengeschwindigkeit in den Tunnel saust. Die Steuerung lässt immer nur einen Zug je Abschnitt passieren. Auch punktgenaues Anhalten und schnelles Not-Aus sind wichtig, falls ein Halbstarker mal ein waghalsiges Manöver wagt.

Schon anno dazumal bewegte Siemens Karussells: Noch heute bringt ein originaler Drehstrommotor die historische „Fahrt ins Paradies“ auf Touren.

Und: Software von Siemens steuert auch die Bier-Pipeline, die das Hacker-Festzelt, das Winzerer Fähndl und die Bräurosl mit dem süffigen Wiesn-Bier versorgt.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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