Stuttgart. Der Arbeitgeberverband Südwestmetall will mit dem Projekt MINToring die Zahl der Studienabbrüche senken. Im Interview mit AKTIV erklärt der Experte für Hochschulpolitik, Matthias Töpfer, das Konzept und gibt Tipps für die richtige Studienwahl.

Warum engagiert sich Südwestmetall mit dem Programm MINToring für das Studium?

Die Abbrecherquote in den MINT-Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, liegt mit etwa 40 Prozent deutlich höher als der Durchschnitt aller Studienfächer. Jeder Studienabbruch ist ein harter Einschnitt in die Bildungsbiografie junger Menschen und ist auch aus volkswirtschaftlicher Sicht nicht ideal. Das Südwestmetall-Projekt MINToring hat das Ziel, die Zahl der Studienabbrüche im MINT-Studium deutlich zu reduzieren.

Warum haben speziell MINT-Studenten Probleme?

Ein Studium in den MINT-Fächern ist anspruchsvoll. Es sollte jedoch nicht das Ziel sein, die Abbruchquote zu minimieren, indem das Qualifizierungsniveau abgesenkt wird. Denn die Wirtschaft braucht sehr gut ausgebildete Fachkräfte. Wir müssen also Maßnahmen finden, die Studenten gezielt fördern und sie unterstützen, die hohen Anforderungen zu bewältigen.

Bei den Teilnehmern des Projekts MINToring liegt die Abbruchquote bei null. Was ist der Schlüssel?

Das Besondere an diesem Projekt ist die enge Begleitung durch Studierende der höheren Semester. Sie unterstützen bereits die Schüler bei der Studienorientierung und begleiten sie in der sehr kritischen Studienanfangsphase. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal des Programms und der Grund für die hohe Akzeptanz und den großen Erfolg.

Warum sind Ingenieure und Techniker für unsere Wirtschaft so wichtig?

Deutschland ist eine Exportnation, unsere Hightech-Produkte sind auf dem Weltmarkt gefragt. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, brauchen wir gut ausgebildete Ingenieure in ausreichender Zahl.

Das Interesse an diesen Studiengängen ist dennoch gering. Woran liegt’s?

In der öffentlichen Wahrnehmung haben insbesondere die Ingenieurwissenschaften bisher nicht die Bedeutung, die sie tatsächlich für unsere Wirtschaft haben.

Wie kann die Wirtschaft gegensteuern?

Indem wir sehr früh ansetzen und schon Kinder für Technik begeistern. Das Engagement von Südwestmetall in Bildungsprojekten ist deshalb durchgängig und begleitet junge Menschen von der Kita an auf allen Stufen der Bildungsbiografie.

Was ist noch wichtig, damit Jugendliche die richtige Wahl treffen?

Eine frühzeitige Berufs- und Studienorientierung in den Schulen. Das Land Baden-Württemberg geht den richtigen Weg mit der festen Verankerung der Berufsorientierung in den Bildungsplänen aller Schularten.

Was können angehende Studenten noch beachten?

Aspekte wie Arbeitsmarktchancen und Karrieremöglichkeiten sollten nicht allein im Vordergrund stehen, sondern vielmehr die eigenen Begabungen, Neigungen und Interessen: das, wofür man brennt.

Wie können Eltern ihre Kinder bei der richtigen Studienwahl unterstützen?

Indem sie die Wünsche der Jugendlichen in den Mittelpunkt stellen und die eigenen Sehnsüchte und Pläne hinten anstellen – und so zu einer guten Entscheidung verhelfen.