Wenn Marvin Ozimek demnächst als „Azubi on tour“ einen der zahlreichen Demag-Standorte ansteuert, kann es gut sein, dass er dort schon an der Wand hängt. „Ich glaube, fast überall gibt es mittlerweile einen echten Ozimek“, schmunzelt Ausbildungsleiter Jörg Schneider und zeigt auf die großformatigen Bilder im Besprechungsraum: Motoren, Radblöcke und Kettenzüge des Kranherstellers, mit markanten Strichen plakativ aufs Papier gebannt. Gut schaut das aus – so gut, dass die Kunstwerke bei den Mitarbeitern begehrt sind.

Keine Frage, Ozimek ist ein talentierter Zeichner. Dabei schaut er normalerweise mehr in das Innenleben der Anlagen. Der 22-Jährige wird in Wetter bei Demag, dessen Industriekrane und Krankomponenten weltweit gefragt sind, Mechatroniker: „Das ist ein sehr vielfältiger Beruf, die Ausbildung pickepackevoll.“

Beim Zeichnen kann der angehende Mechatroniker gut abschalten

Schaltpläne studieren, Metall bearbeiten, Steuerungen fertigen, Baugruppen verdrahten, Anlagen montieren, Systeme programmieren – die Mischung von Elektronik, Mechanik und Informatik ist anspruchsvoll und abwechslungsreich.

Malen muss man da nicht können. Das macht der angehende Metaller aus Leidenschaft: „Ich habe schon immer gern gezeichnet, am liebsten Motive aus der Natur. Ich kann dabei gut abschalten.“ Eine Ausbildung zum gestaltungstechnischen Assistenten war aber nicht das Richtige: „Man arbeitet viel am PC. Das wollte ich nicht mein Leben lang machen.“

Die Produktzeichnungen begeistern Geschäftspartner und Kollegen

Er tauschte Design gegen Metall, doch schon im Bewerbungsgespräch fiel sein Talent auf. Zum Hobby befragt, skizzierte er mal eben einen Hund – „vom Feinsten“, lobt Schneider. Im Einführungsseminar für die Lehrlinge stach sein Präsentationsplakat heraus. Es folgte eine Aktion zum Kundentag.

Ozimeks Produkt-Zeichnungen begeisterten Geschäftspartner und Kollegen. „Das war eine echte Lawine“, erinnert sich Schneider: „Mitarbeiter aus aller Welt haben Motivwünsche geäußert oder Geld zusammengeschmissen, um im Intranet eine Zeichnung zu ersteigern.“ 150 Werke sind für einen guten Zweck entstanden. „Als die vielen Anfragen kamen, geriet ich schon in Stress“, so Marvin.

Jetzt steht wieder die Ausbildung im Fokus. Im zweiten Lehrjahr fahren die Mechatroniker zu ersten Einsätzen bei Kunden mit raus, im eigenen Azubi-Firmenwagen.

Demag-Standort in Wetter wird im nächsten Jahr 200 Jahre alt

Vorher werden sie noch in Sachen kundenorientiertem Verhalten, Arbeiten in der Höhe und Gefährdung auf Baustellen geschult.„Es sind unsere zukünftigen Servicekräfte. Sie montieren heute eine Anlage und klettern morgen auf einen staubigen Brückenkran, der 60 Jahre unter der Decke hängt. Darauf bereiten wir sie vor“, erklärt der Ausbildungsleiter.

Ein nächster Sondereinsatz für den „malenden Mechatroniker“ ist aber auch schon denkbar: Der Demag-Standort wird im kommenden Jahr 200 Jahre alt. Das wird gefeiert.

Persönlich

Wie kamen Sie zu Ihrem Job?

Technik hat mich immer schon interessiert, Demag ist ein bekanntes Unternehmen. Da hab ich mich hier beworben.

Was reizt Sie am meisten?

Das Technische natürlich, aber auch der Kundenkontakt und die Vielfältigkeit. Und der gute Zusammenhalt unter den Azubis.

Worauf kommt es an?

Sich fachgerecht auszukennen und auf dem Stand der Technik zu sein.

Hildegard Goor-Schotten
Autorin

Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie außerdem bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten

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